[ vorhergehender Tag] [Übersicht] [nachfolgender Tag]


70. Tag: Bergama - Pergamon (14 km)
Do, 28.06.2007


Es gibt einen schönen Frühstücksteller mit Ei, Käse, Tomate, Gurke, Oliven, Marmelade, Butter, Melone, einer Aprikose und zwei Kirschen - bunt gemischt. Um 9hr starte ich mit dem Rad zur Akropolis, dem Tempelbereich der alten Stadt Pergamon. Es geht steil bergauf und es wird heiß. Das bin ich ja gewohnt. Die Straße vom Ort aus wird mindestens um das Fünffache gegenüber dem direkten Zugang verlängert. Über die alte Flussbrücke könnte man direkt die alte Römerstraße erreichen, die gleichmäßig zur Akropolis ansteigt. Das wäre ein Fußweg von 20 Minuten. Heute wird eine Straße benutzt, die sich eineinhalbmal um den Berg windet und die Strecke auf 5 km verlängert: Die Taxifahrer wollen halt auch daran verdienen. Von der Zufahrtsstraße hat man nach allen Himmelsrichtungen wunderbare Blicke in die umliegende Bergwelt und über das moderne Bergama: leider auch wieder eine Betonstadt ohne historisches Flair. Am Eingang muss ich mit dem 10 Ytl-Schein wedeln, um eine Eintrittskarte zu bekommen. Ansonsten ist das Gelände offen zugänglich. Auch der Schutzzaun, der das Gelände außerhalb der Öffnungszeit absperren soll, hat dutzende Löcher. Der erste steile Weg in Pergamon führt hoch zu den Resten des großen marmornen Trajantempels. Seit 1968 kümmert sich das deutsche archäologische Institut um den Erhalt und weitere Ausgrabungen. Davor war das Gelände über hundert Jahre lang ein Steinbruch: Marmor wurde als Zuschlagstoff beim Kalkbrennen verbraucht. Einige Säulen des Trajantempels sind nach sizilianischem Vorbild wieder aufgebaut - mit Ergänzungsstücken, so dass ein guter Eindruck von den gewaltigen Ausmaßen des Tempels entsteht. Er diente an der höchsten Stelle der Stadt vor allem dem römischen Kaiserkult. Dahinter schließt sich ein sehr hohes, in den Hang gebautes griechisches Theater an. Wie immer bietet der oberste Rang eine traumhafte Aussicht - Ich verweile lange. Auf dem Rückweg komme ich an dem Platz vorbei, wo 1878 der Pargamonaltar abgebaut wurde, der heute in Berlin zu besichtigen ist. Das ehemalige Plateau ist ein Trümmerfeld, aus dem drei große Pinien wachsen. Vielleicht war es gut, die berühmten Marmorfriese abzutransportieren, bevor sie im Kalkofen gelandet wären.

Als ich schon weggehen will, entdecke ich den Hinweis, dass es ein neues Ausgrabungsgebiet seit 1990 gibt, in dem Teile der Unterstadt freigelegt werden. Dabei wurde eine griechisch-römische Villa mit wunderschönen Mosaiken entdeckt. Der Weg dorthin ist durch nichts gekennzeichnet, man sieht aber das Schutzdachgebäude von Weitem. Ich schlage mich durch Dornenhecken und rutschige Hänge. Der Weg hat sich gelohnt. Ich bin der Einzige, der sich dorthin verirrt. Ein großes Bürgerhaus wurde restauriert und mit einem modernen Schutzdach versehen. Drei Säle enthalten Mosaiken, die durchaus mit Sizilien konkurrieren können. Von der Terrasse sieht man die Strukturen der Stadt mit Badeanlagen, kleinen Tempeln, Hörsälen usw.

Mittagspause halte ich in der Pension. Wieder bläst mir heißer Wüstenwind entgegen. Erst um 16.30 Uhr breche ich auf zum zweiten griechischen Highlight: dem Asklepieion. Eine griechische Kurstadt wurde hier freigelegt mit Einrichtungen, wie man sie auch im 19. Jahrhundert findet: Pantheon, Brunnenkolonnade, großes Theater, Trinkbereich, Badebereich, Bibliothek und einen unterirdischen Schafbereich, durch den die Heilwässer in Kanälen plätschern. Die Träume der Patienten wurden dann zu einem Heilungsplan verwendet. Eine überdachte Straße führte von Pergamon hier heraus, an der sich allerlei kleine Läden befanden. Erhalten sind große Teile der Säulenkolonnade und der unterirdischen Gewölbe. Sogar die Quelle plätschert noch trotz der Trockenheit. Der Zugang über die ehemalige Prachtstraße vermittelt auch heute noch den Eindruck des Außergewöhnlichen.

Morgen sollen die Temperaturen wieder auf normale 31 bis 35 ° sinken, vielleicht schaffe ich dann den Sprung nach Izmir (100 km).


[ vorhergehender Tag] [Übersicht] [nachfolgender Tag]