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Das Frühstück bereite ich heute Morgen wieder selbst dank der Gästeküche. Auch einen großen Kühlschrank gibt es, in dem ich mein Gemüse und die Getränke über Nacht gelagert habe.
Kurz vor 10 Uhr will ich mein Rad beladen. Ich hatte es gegenüber vom Eingang der Pension an eine Steinbank angelehnt und abgeschlossen. Nun ist es weg! Zum Glück kommt die Wirtin etwas schlaftrunken und klärt das Problem. Über Nacht hatte sie es in einen Lagerraum des Hauses transportiert.
Ich starte spät, zunächst entlang der malerischen Bucht. Gegenüber liegt Alibey, wo ich gestern Abend war. In Kücükköy muss ich auf die Hauptstraße wechseln. Die 2 km lange Zufahrt vom Ort ist aufwändig vierspurig ausgebaut, aber mit Hundeknochenpflaster für PKW-Parkplätze. Dementsprechend sieht die Straße jetzt aus: Die Pflastersteine zerbrechen, die Steine schieben sich auseinander, am Bordsein türmen sie sich bis zu einem halben Meter hoch. An der Gegenfahrbahn wird weiter gearbeitet, die bereits gesetzten Bordsteinkanten werden wieder abgerissen, weil der Grünbereich mit einer schweren Maschine planiert werden soll. Im Straßenbau werden in der Türkei augenscheinlich Millionen in den Sand gesetzt. Nach jeder Erneuerung ist der Straßenzustand schlechter als vorher.
Auf der durchgehend vierspurigen D 550 lässt sich die Fahrbahndecke ertragen: Sie ist zwar wieder mit losem Rollsplitt bestreut, der Teer darunter ist aber noch nicht aufgeweicht, das kommt erst am Nachmittag wieder. Die Straße zieht sich in endlosen Geraden fast steigungslos durch die fruchtbare Küstenebene: Sonnenblumenfelder stehen kurz vor der Vertrocknung. Verzweifelt versuchen die Bauern, mit allen Pumpen, die sie finden können, Wasser auf die Felder zu leiten. Da laufen dann auch Oldtimer, die ein Ölbad in ihrer Umgebung auf dem Acker erzeugen: Auf mindestens 1 qm ist alles schwarz verölt.
Es wird gnadenlos heiß. Gegen 12 Uhr finde ich neben einem Tante-Emma-Laden einen schmalen Schattenstreifen, um auf einer Mauer zu picknicken. Zum Mittagsschlaf reicht es leider nicht. Den hole ich eine Stunde später auf dem Picknickplatz einer Tankstelle im Schatten einer großen Pappel nach. Trotz Sonnenhut und Schwitzen ist mein Kopf viel zu heiß. Ich bekomme Kopfweh. Nach einer Stunde Liegen raffe ich mich wieder auf - noch 26 km bis Bergama. Die Luft über dem Asphalt erreicht über 60 ° (geschätzt), im Schatten sind es immer noch weit über 40 °. Nach kurzer Zeit ist meine Kondition wieder am Ende. Ich fahre auf eine Tankstelleneinfahrt, um den Kopf unter den Wasserhahn zu halten. Zu scharf bremse ich vorne, das Rad rutscht im Rollsplitt weg und stürzt. Wie durch ein Wunder stehe ich daneben ohne mich zu verletzen. "Staub, Steine und Dreck" kommt mir bei diesen Straßen in den Sinn - wenig erfreulich.
Die Abzweigung nach Bergama ist wieder einmal eine Baustelle. Der gesamte Verkehr wird über eine staubige Dreckstraße geleitet. Ich fluche laut, es hilft wenig. Die letzten 6 km in die Stadt steigen leicht an. Das ist sonst kein Problem, heute ist aber mühsam und qualvoll. In einem Buswartehäuschen studiere ich den Lonely Planet zu Bergama: Es gibt eine Pension "Böblingen" nach der Partnerstadt von Bergama. Nach einmaligem Fragen finde ich die Pension. Nur ganz langsam gelingt mir heute das Abladen des Rades. Nach der Dusche und einem Aspirin brauche ich erst mal eine lange Pause.
Um 19 Uhr kaufe ich ein, vor allem Getränke (10 Liter). Bei den Wirtsleuten gibt es ein türkisches Abendessen - das gönne ich mir für 10 Ytl: zuerst eine Tomatensuppe mit Käse, dann Köfte (Frikadellen) mit Reis und zwei aparten Soßen aus Kräutern und Joghurt, dazu Salat, zum Abschluss frische Melone. Das sättigt. Meinen Bedarf an Süßigkeiten decke ich nach dem Abendessen im Zimmer: Kekse, Marmelade, Schokocreme, türkische Feigen. Noch um 22 Uhr zeigt das Thermometer 36 ° Lufttemperatur an. Nach Aussagen des Pensionswirtes waren in Bergama tagsüber 51 ° Lufttemperatur erreicht.
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