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62. Tag: Bandirma - Biga (73 km)
Mi, 20.06.2007


Heute beginnt der dritte Monat meiner Reise. Zu Beginn genieße ich das Hotelfrühstück - diesmal als offenes Buffet. Es gibt zusätzlich eine Blätterteigschnecke und Kuchen. Vom Dachrestaurant aus sehe ich gerade die 10:00 Uhr-Fähre nach Istanbul abfahren. Hier kann man dann in den Zug nach Izmir umsteigen. Dieser 'Expres' scheint der einzige Zug zu sein, der hier noch abfährt. Der Bahnhof hat allerdiungs vier Gleise und ist hochmodern.

Die Straße steigt aus der Stadt, um wieder die Umgehungsstraße D 200 zu erreichen. Sie ist weiterhin vierspurig mit nicht mehr viel Verkehr. Eine langgezogene Steigung führt bis zum Bergrücken oberhalb des Gönen-Tals. Dieses liegt grün in der Tiefe, öffnet sich malerisch zum Meer hin. Nach rasanter Abfahrt, überrascht es mich, im Tal Reisfelder im Wasserbad zu sehen. Der Gönen ist einer der wenigen Flüsse, die noch genug Wasser führen. Meist wird das Flusswasser mit Elektropumpen auf die Felder gepumpt.

Eine Wolke hat mich bis hierher beschattet. Oben auf dem Bergrücken fängt es leicht an zu tröpfeln, unten im Tal ist es wieder schwül warm. Eine Autoraststätte bietet einen überdachten Picknickplatz mit Blick über die Ebene bis zum Meer. Einen Linienbus nach Bursa sammelt seine Fahrgäste wieder ein. Ansonsten sind nur wenige LKW-Fahrer zu Gast.

Das folgende Straßenstück wird nun extrem schlecht. Es wechselt zwischen sehr schmaler alter Straße, auf der mich LKWs bei Gegenverkehr nicht überholen können, und verbreiterter neuer Straße mit dem gestern bereits beschriebenen aufgeweichte Asphalt. Der flüssige Teer setzt sich in allen Rillen meiner Radreifen fest. Steinchen, die damit verkleben, kratzen von innen ans Schutzblech. Teersteinchen werden hochgeschleudert, versauen meine Hose und das Gepäck - keine schöne Fahrt.

Der leichte Rückenwind unterstützt mich, so dass ich trotzdem schon kurz nach 17:00 Uhr in Biga eintrudele. Das einzige Hotel im Ort finde ich erst nach mehrmaligem Fragen und einer Zickzack-Fahrt durch die Innenstadt. Zuletzt geleitet mich wieder ein hilfsbereiter junger Mann bis zum Hotel 'Sahin'. Außen sieht es ganz manierlich aus. Das Einzelzimmer innen ist aber ziemlich heruntergekommen. Dafür kostet es nur 20 Ytl. Der Abendspaziergang führ mich auf einen riesigen überdachten Markt. In einer 4 m hohen Halle sind über 100 Marktstände gegen Sonne und Regen geschützt. Es herrscht gerade Aufbruchstimmung. Die Preise für Obst und Gemüse sinken viertelstündlich. Vor der Halle spielen zwei Hobby-Fußball-Mannschaften gegeneinander. Eine wird unterstützt von zwei Pfeifern und einem Trommler. Auf dem klarinetten-ähnlichen Instrument spielen beide faszinierend virtuose Läufe mit arabischen Schlenkern, wie ich sie vom Gesang des Muezzin kenne - ein Ereignis für sich.


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