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44. Tag: Mangalia - Balcik (74 km)
Sa, 02.06.2007


Heute also gehts nach Bulgarien. Die Straße umrundet hinter Mangalia zunächst das große Hafenbecken der Werft. Etwas abseits rosten Teile der rumänischen Kriegsmarine vor sich hin... Im letzten Ort vor der Grenze, Vama Veche, herrscht noch reges Touristentreiben.

Beim Grenzübertritt findet eine Kontroolle nur bei der Ausreise stratt. Alle rumänischen Pkw werden genauestens kontrolliert. Ich fahre mit dem Rad an der Warteschlange vorbei. Mein Pass wird kurz gecheckt - dann kann ich weiterfahren. Auf bulgarischer Seite ist die Grenzstation verwaist. Lediglich ein Hüttchen zum Geldwechseln ist in Betrieb. Ich tausche meine übrigen 200 RON in 104 bulgarische Leva (= 54 Euro).

Die Straße ab hier ist absolut leer. Ganz selten ziehen vereinzelte rumänische Pkws vorbei, die die Grenzkontrolle überstanden haben. Die Felder sind intensiv bewirtschaftet - kein Brachland wie in Rumänien. Alte Vorwende-Technik ist noch im Einsatz, aber gut in Schuss. Ich habe den Eindruck, dass hier vor der Wende mehr Reichtum herrschte als in Rumänien. Auch jetzt lohnt sich offenbar die Landwirtschaft noch - wegen der geringen Löhne. Die Pferdewagen Rumäniens wechseln jetzt in kleinere Eselskarren. Die Autos sind hier aber alte Ladas oder eben alles, was im Westen dem Schrottplatz entkommen ist.
Der anfangs gute Straßenzustand verschlechtert sich rapide. Vor wahrscheinlich 20 Jahren ist zum letzten Mal die Fahrbahndecke erneuert worden. Die platzt jetzt großflächig ab und hinterlässt Vertiefungen oder "Tafelberge".

In der ersten Stadt hinter der Grenze, in Sabla, ist gerade Jahrmarkt. Ich mache am Rande der Marktstände meine Mittagspause, auch um die flannierende Bevölkerung zu beobachten. Die Älteren tragen noch die Sonntagskleidung aus der Vorwendezeit, die Jüngeren tragen die europäische Einheitskleidung - Jeans und T-Shirt. An einer Donut-Maschine werden 10 kleine Donuts (mit Schokoladensoße) für 2 Leva verkauft. Eine Zigeunerfamilie bedient sich und ihre Kinder aber lieber am Zuckerwatte-Stand. Die angebotenen Waren sind durchweg aus China importiert und sind fast identisch mit dem Krempel in deutschen 1-Euro-Läden.

Die nächsten 20 km nach Kavarna werden sehr mühsam. Ein strammer Südwind bläst mir entgegen. Ständig gehts rauf - aber kaum runter. Nach zweieinhalb Stunden brauche ich erst Mal eine Pause. Im Schatten des Kriegerdenkmals von Kavarna kann ich mein MIttagsschläfchen nachholen. Die EU hat in Kavarna die Erneuerung der (vierspurigen) Hauptstraße bezahlt - mit dem Effekt, dass jetzt alle durch die Stadt rasen. Deshalb sind nun quer über die nagelneue Straße Gummischwellen montiert. Überhaupt scheint die EU ihr Geld in BUlgarien (wie schon in Rumänien) vor allem für neuen Straßenasphalt auszugeben. Die Sanierung der Bahnstrecken kommt kaum voran.

Der letzte Abschnitt bis Balcik ist eine durchgehende Baustelle. Die alte Decke wird abgefräst - Beschädigungen ca 4 cm tiefer und mit neuem Asphalt gefüllt - dann kommt eine ca 5 cm hohe Schicht darüber. Das alles passiert bei laufendem Verkehr. Insbesondere um die tiefer ausgefrästen Placken herum fahren die Autos einen abenteuerlichen Slalom.

Balcik liegt - anders als in meiner Karte vermerkt - direkt am Meer. Wie hoch ich inzwischen gestiegen bin, merke ich bei der langandauernden, steilen Abfahrt in den Ort. Unten ist zum Glück die Touristeninformation noch offen und vermittelt mir ein Zimmer in der "Villa Rosa" etwas außerhalb der Stadt. Die Gastgeberin holt mich von der letzten Kreuzung mit dem Auto vorausfahrend ab, weil das Haus ohne Beschilderung sonst nicht zu finden ist. Ich werde zum Empfang gleich mit Kafee, Hühnersuppe, Bier und Brot bewirtet - in dieser Reihenfolge...

Das Zimmer im Dachgeschoss hat ein Fenster nach Osten, von dem aus man einen mediterranen Blick auf die Bucht von Balcik genießt. Obwohl da Haus neu ist, sind viele Dinge - vor allem Türen und Fenster - schon kaputt. Aber es gibt eine warme Dusche und ein breites Doppelbett für 15 Leva (= 7.50 Euro).


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