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28. Tag: Arad - Lipova (35 km)
Do, 17.05.2007


Von Arad aus die Nebenstraße nach Lipova zu finden, gelingt nur dank des sehr guten Stadtplans aus dem Informationsbüro. Man fährt zuerst auf der Hauptstraße nach Timisoara aus Arad heraus und biegt kurz vor dem Ortsende nach links ab. Die Straße besitzt einen durchgehend schlechten Zustand. Sie ist zwar asphaltiert, aber der Asphalt ist dermaßen wellig, dass Rad und Gepäck kräftig durchgerüttelt werden.
In den Außenbezirken von Arad liegt viel Müll in und neben den Containern. Alte Menschen wühlen darin herum. Die Straßengräben stinken und sind voll mit leeren Plastikflaschen.
Das ändert sich während der Fahrt durch die weiter entfernten Dörfer. Dort herrscht eine Idylle wie in Deutschland um 1950. Gänse, Enten und Hühner laufen frei am Straßenrand herum. Vor den Häusern gibt es einen breiten Vegetationsstreifen für die Tiere. Der Straßengraben ist gleichzeitig der Abwassergraben für die Häuser.

Bei der Mittagspause in "Neudorf" bemerke ich mit Erstaunen, dass ein geschäftiger Rumäne mit schwerem Handkarren und 30 12-Liter-Kanistern zu einer öffentlichen Quelle kommt, um sie zu füllen. Es gibt keine Wasserversorgung im Dorf - nur diese Quelle mit "Mineralwasser" , wo sich alle ihr Trinkwasser holen.

Mich plagt heute zunehmendes Kopfweh. Deshalb bin ich froh, schon um 14:00 Uhr den Campingplatz am Schwimmbad von Lipova erreicht zu haben. Für 30 Lei (=9 Euro) kann ich mein Zelt auf einem eher ungepflegten Gelände aufschlagen. Wenigstens gibt es eine warme Dusche, die ich ausführlich nutze. Dann lege ich mich ins Zelt zum Schlafen.

Eine deutsche Stimme weckt mich gegen 16:00 Uhr. Robert aus Berlin ist auch mit dem Rad unterwegs nach Istanbul. Allerdings ist er die Stecke von Berlin bis hierher in nur 14 Tagen geradelt und möchte in weiteren 14 Tagen bereits in Istanbul sein. Ich bin nur halb so schnell.

Er hat Philosophie studiert und auch promoviert, dann als freier Journalist, als Immobilienmakler bei der Deutschen Bank und zuletzt als Deutschlehtrer für Migranten gearbeitet. Auf der Suche nach neuen Ideen für seine Zukunft ist er jetzt unterwegs nach Istanbul, relativ spontan - ohne große Vorbereitung. Wir philosohieren lang über die "Gedankenwelt" der australischen Aborigines, die sich verselbständigenden Systeme unserer Alltagswelt und die Sucht der Menschen nach immer mehr Konsum, die unsere Wirtschaft aber auch die Entwicklung der Städte steuert.


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