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27. Tag: Mürzzuschlag (Bahn) (0 km)
Sa, 29.08.2020


Heute ist wieder Eisenbahntag. Die Städtchen Bruck und Leoben möchte ich mir anschauen. Bisher bin ich dort nur durchgefahren.

Das Zentrum von Bruck beschränkt sich im Wesentlichen auf den Rathausplatz. Mit viel Glück haben einige historische Gebäude überlebt. Die Stadtentwicklung setzt auf autogerechte Sanierung. Zu allem Überfluss ist eine große Sandfläche für zwei Beachvolleyball-Felder aufgeschüttet mit zugehörigen Service-Zelten. Der kleine Wochenmarkt lässt die Fahrzeuge der Händler auf dem Platz selbst parken – keine gute Perspektive für en Gesamteindruck.

Ich kehre früh wieder zum Bahnhof zurück. Dabei kommt mir der Gedanke, zunächst nochmal nach Mürzzuschlag zu fahren. Dort hatte ich das Südbahn-Museum bei meiner Semmering-Tour nicht mehr besuchen können. Tatsächlich ist es wegen der Großbaustelle im Zusammenhang mit dem neuen Semmering-Basis-Tunnel kam erreichbar. Die Eingangstür steht offen, die Kasse ist nicht besetzt. Ein paar Männer vom Verein erlauben mir, trotzdem ins Museum zu gehen.

Die Sammlung von Exponaten zur Südbahn ist extrem unstrukturiert, obwohl es einige interessante Zeitdokumente gibt. Auf der im Modell nachgebauten Semmeringbahn fährt nur ein Nebenbahnzug im Kreis. Die beiden echten Lokomotiven – eine kleine Schmalspurdampflok und eine jugoslawische BR 52 - sind beide auf dem Semmering gefahren.

Ich will schon gehen, als mir die Herren vom Verein eine Chipkarte aushändigen, mit deren Hilfe ich noch die große Fahrzeugsammlung im Rundhaus besuchen kann. Stolz ist der Verein auf seine große Sammlung von Draisinen und Kleinfahrzeugen bis hin zum umgebauten „Faun“-LKW mit Kranaufbau. Auch die österreichische Firma Plasser und Theurer darf Werbung für ihre inzwischen vollautomatischen Gleisbearbeitungsmaschinen machen.

Ganz zuletzt lande ich bei der einzigen wirklichen Semmering- Dampflok – ein von Gölsdorf entwickelter Fünfkuppler für schwere Güterzüge, die auch die engen Radien der Strecke durchfahren kann. Statt eines österreichischen Krokodils steht das gleichnamige Schweizer Original in der Sammlung.

Ich beeile mich so früh zum Bahnhof zurückzukehren, dass ich auch Leoben noch rechtzeitig besuchen kann – nicht ohne mein Eintrittsgeld nachzuzahlen. Kurz zuvor husche ich noch durch die umfangreiche Dokumentation zum Tunnelprojekt im alten Bahnhof.

Ich erreiche Leoben (Umsteigen in Bruck) noch rechtzeitig, um die großzügig renovierte Franz-Josef-Straße entlang zum Hauptplatz zu schlendern. Hier sind die Häuser aus dem 19. Jhdt. Noch zahlreich erhalten. Durch Abbau und Verarbeitung der Erze aus den Bergen ist die Stadt Mitte des 19. Jahrhunderts zu einigem Wohlstand gelangt. Hier wurde auch die einzige Montan-Universität in Österreich gegründet. Heute studieren hier Menschen aus 70 Nationen.

Ein Gewitter braut sich seit Mürzzuschlag über den Bergen zusammen. Ich eile zum Bahnhof, erreiche die S8, die mich in 10 Minuten wieder nach Bruck bringt. Dort erfahren die Wartenden, dass wegen eines Unwetters bei Graz die S1 eine Viertelstunde Verspätung hat. Bis Graz hat der Lokführer diese auf vier Minuten reduziert.

Busersatzverkehr wird wegen Unwetterreparaturen zwischen Straßgang und Werndorf eingesetzt. Auch die Strecke nach Slowenien ist unterbrochen. Bis 22:00 Uhr sollen die Reparaturen dauern.


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