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28. Tag: Friedberg, Fürstenfeld (Bahn) (0 km)
So, 30.08.2020


Ein zweiter Bahnausflugstag, um die Strecken im Osten der Steiermark an der Grenze zu Ungarn zu erkunden. Alle diese Strecken sind eingleisig und nicht elektrifiziert. Organisatorischer Mittelpunkt ist Fehring. Dennoch verkehren hier internationale Züge: Graz – Budapest (einmal am Tag) und Graz – Wien (viermal am Tag).

Die Strecke zweigt im Vorortbahnhof „Don Bosco“ noch zweigleisig im Bahnhofsvorfeld ab, wahrscheinlich für einen zukünftigen Ausbau. Danach besitzt sie den Charakter einer eingleisigen Nebenbahn. Bis Laßnitzhöhe windet sich die Stecke über die Wasserscheide von Mur und Raab. Der Triebwagen kämpft sich mit 40 km/h bergan. Oben erreicht man eine weitgehend flache Hochebene am Oberlauf der Raab. Auf langen Geraden zeigt der Treibwagen, dass er auch schneller kann.

In Fehring stehen mehrere Wendezuggarnituren bereit – jeweils mit einer Diesellok „Hercules“ , um den Pendelverkehr nach Wien aufzunehmen. Ich bleibe im Triebwagen, der weiter in Richtung Norden abzweigt. Sein Ziel ist, über den „Wechselpass“ bei Friedberg, die Wiener Neustadt im Einzugsbereich von Wien. Zuletzt windet sich die Bahn in großen Serpentine n hinauf, wobei Seitentäler mit Hilfe großer Stahlbrücken (Baujahr 1910) überquert werden.

Ich steige in Friedberg aus. Das kleine Städtchen überzeugt mit einem familiären Hauptplatz. Manches historische Haus wurde leider durch Bauten aus den Sechzigern ersetzt. Die Kirche steht am höchsten Punkt der Innenstadt. Von hier schweift der Blick weit über die „Bucklige Welt“. Auf dem Rückweg durchstreife ich das Neubaugebiet am Bahnhof. Dort entstehen sehr großzügige Häuser am leicht geneigten Hang. Offenbar ist hier Bauland noch erschwinglich.

Die nächste Etappe bringt mich zurück nach Fürstenfeld - wie der gleichnamige österreichische Schlager. Vom Dorfbahnhof – mit schmalen Bahnsteigen zwischen den Gleisen – führt die alte Hauptstraße ins Zentrum. Schöne Gründerzeitbauten belegen die Funktion als Bezirkshauptstadt (Kennzeichen FF). Überrascht hat mich dann die Geschäftsstraße der Innenstadt. Leider wird sie weiter für den Durchgangsverkehrt genutzt, wo andere Städte längst ein Fußgängerzone eingerichtet haben. Auch eine Fahrrad-Infrastruktur ist nicht erkennbar. Zuletzt erreiche ich den neu gestalteten Hauptplatz mit vielen historischen Bauten. Dahinter entdecke ich die Augustinerkirche und die „Pfeilburg“ mit einem Rest der ehemaligen Stadtbefestigung. Die Klostergasse davor wird noch gesäumt von den niedrigen Häusern der Barockzeit.

Ein drohendes Gewitter führt mich eilends wieder zurück zum Bahnhof. Ich wähle den 17:10-Uhr – Zug nach Fehring, der überhaupt erst seit 8. August wieder fährt. Er kommt aus Wien und hat höchstens 10 Fahrgäste – bei vier langen Vierachser-wagen. Das liegt wohl auch daran, dass in Fehring das Umsteigen in den S-Bahn-Triebwagen in drei(!) Minuten erforderlich ist. Man hat wohl Bedenken, dass diese Verbindung dem wesentlich teureren Railjet über den Semmering-Pass Konkurrenz machen könnte.

Schön ist, dass bei den alten Eilzugwagen noch die Fenster geöffnet werden können. Dadurch kann ich beobachten, wie sich der Zug durch die engen Kurven windet – fast wie der Albula-Express in Graubünden.


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