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38. Tag: Oslo (zu Fuß)
Sa,18.06.2016


Der letzte Tag in Oslo zeigt sich bewölkt aber trocken. Ich hole zunächst Versäumtes von gestern nach: Bei der „Forex Bank“ wechsle ich überschüssige norwegische Kronen (Nkr) in dänische Kronen (Dkr). Die dänische Bahn verkauft Fahrkarten fast nur noch am Automaten. 174 Dkr kostet die zweistündige Fahrt von Kopenhagen nach Nyköping, die sich an die Fährfahrt anschließt. Die Züge fahren zweimal pro Stunde – also gibt es genügend Auswahl für den Anschluss.

Dann kommt das Munch-Museum dran, das gestern noch geschlossen war. Es ist eine herbe Enttäuschung. Die Museumsleitung stellt einen Vergleich mit dem amerikanischen Maler Jasper Johns her, der nach meiner Sicht beim besten Willen nicht erkennbar ist. Strichmännchen und zwanzigmal die Pinseldose haben wirklich gar nichts mit den Bildern von Edvard Munch zu tun, auch wenn Johns das behauptet. Dafür wurden leider mehr als die Hälfte der Munch-Bilder abgehängt.

Nach der Mittagspause im botanischen Garten wiederhole ich nochmals den Weg entlang der Akerselva – diesmal, um die alten Holzhäuser zu fotografieren. Gestern ging mir die Akkuladung aus – außerdem war heftiger Regen. An den Markthallen entdecke ich ein altes Fabrikviertel im Umbruch. Viele gut besuchte Essenslokale und Kneipen hauchen den alten Backsteingebäuden neues Leben ein.

Ein frühes Abendessen erlaubt mir, bereits um 17:00 Uhr wieder aufzubrechen zum Opernhaus. Dieser Weg dauert kaum mehr als eine Viertelstunde. Reges Treiben von „Dachbesteigern“ mischt sich unter das Ballett-Publikum. Die Osloer Oper gibt eine Gala des Nationalballetts mit Highlights aus den Produktionen der letzten Jahre seit Bestehen des neuen Hauses. Es zeigt zuerst eine sehr konventionelle Choreographie nach Vorlagen aus Frankfurt, Moskau, New York, Leningrad. Im zweiten Teil wird es spannender: eine Choreographie aus Stuttgart nach Rossinis „Diebischer Elster“ – etwas clownesk, dann zwei ganz neue Stücke von diesem Jahr aus eigener Regie mit zeitgenössischer Musik ( ein Bravo für das Orchester ! ) und zum Schluss eine wilde Polonaise nach dem „Nederlands Dans Theater“, die schlagartig zusammenbricht und in das Trauerlied vom Leierkastenmann mündet.

Vor dem Rückweg gönne ich mir nochmals die Dachbesteigung und fotografiere die düstere Abendstimmung mit einer schwarzen Wolke direkt über dem Opernhaus.


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