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37. Tag: Oslo (zu Fuß)
Fr, 17.06.2016


Heute regnet es wieder – den ganzen Tag über - entgegen der Wettervorhersage. Ich beschließe daher, wieder zu Fuß auf Erkundungstour zu gehen. Das Edvard-Munch-Museum hat die weltgrößte Sammlung seiner Werke. Auf dem Weg dorthin nehme ich den Besuch des botanischen Gartens mit. Er hat eine sehr schöne Anlage am Hang mit vielen gut gepflegten Beeten und altem Baumbestand. Es gibt ein „Victoria-Haus“ mit tropischen Pflanzen und ein Palmenhaus. Die schwüle Luft dort erschlägt mich und beschlägt meine Brille. Dafür gibt es vieles, was man sonst nur im Fernsehen sieht. Aktive insektenfressende Pflanzen, Papyros, Baumfarn aus Australien, usw. … Das sich anschließende naturhistorische Museum enthält vor allem Versteinerungen von Sauriern – für Kinder. Ich verzichte.

Der Frust ist groß, als ich vor dem Munch-Museum feststelle, dass es wegen Neuordnung der Sammlung in dieser Woche geschlossen hat. Morgen öffnet es wieder. Ich ziehe mich zurück in einen überdachten Pavillon im Blumenrondell des botanischen Gartens. Ein deutsches Großelternpaar gesellt sich dazu, das ihren Sohn in Oslo besucht. Es stellt sich heraus, dass beide in Neustadt-Königsbach wohnen und die Dame Lehrerin an der Grundschule in Schifferstadt war – so klein ist die Welt.

Ich strebe weiter – flussaufwärts – am Akerselva entlang. Mehrere Wasserfälle gaben im 19. Jhdt. Anlass für die Errichtung von Fabriken mit kostenloser Energieversorgung. Heute sind die Gebäude noch erhalten aber umgenutzt zur Theaterhochschule, zum Kabarettzentrum oder zum Zentrum für kleine Startups. Nur das im Stadtplan verzeichnete Arbeitermuseum zu Geschichte Oslos finde ich nicht.

Der Rückweg führt mich durch eine schmale Straße, an der ein historischer Bauernhof und eine ganze Reihe kleiner Arbeiterhäuser erhalten sind – klein und in Holzbauweise. Heute werden sie privat von norwegischen Familien genutzt.

Im „Rema1000“ am Weg erstehe ich eine ganze Packung Geschnetzeltes. Das kommt im Hostel sofort in die Pfanne und wird fürs Abendessen vorbereitet. . Ich starte nochmals in die nasse Innenstadt, entdecke immer neue Shopping-Center. Selten sind die Preisunterschiede so eklatant wie in Norwegen. Bei Sonderangeboten wird deutscher Preisstandard erreicht – daneben zahlt man das Vierfache ! Brot gibt’s für 80 Cent oder für 4 Euro im gleichen Supermarktregal.

An einer Abwasserkanalbaustelle in der Innenstadt wird extrem unprofessionell gearbeitet: Ein Kanalabschnitt ergießt seinen Inhalt mit allen Fäkalien in eine offene Grube. Einem alten Geschäftshaus wurden die Fundamente ohne Absicherung weggegraben. Sechs dicke Starkstromkabel wurden einfach gekappt.

Viele Bettler gibt es in Oslos Innenstadt – meistens Roma. Zwischendurch telefonieren sie mit dem Mobile Phone. Und Flaschensammeln ist offenbar ein einträgliches Geschäft.


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