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35. Tag: Oslo (zu Fuß)
Mi, 15.06.2016


Heute Morgen regnet es intensiv – und hört den ganzen Tag über nicht wirklich auf. Ich beschließe nach dem Frühstück, heute zu Fuß eine Museums-Tour zu starten. Erstes Ziel ist die „Oslo Cathedral“, die große Domkirche am Marktplatz. Heute drängt sich dort das Publikum, um Schutz vor dem Dauerregen zu suchen. Um 12:00 Uhr ist hier eine kurze Messe, die von einer Frau geleitet wird. Bis dahin schlendere ich durch die Fußgängerzone und einige Seitenstraßen. Ich entdecke einen großen Buchladen in einem ehemaligen Kino. Sie veranstalten in der nächsten Woche an jedem Tag Vorträge zu gleichgeschlechtlichen Paaren. Die ganze Fußgängerzone ist mit Regenbogenfahnen bestückt. Beeindruckens ist das umfangreiche Angebot an Klassik-CDs – von Fritz Wunderlich bis Hillary Hahn. In einem Sportgeschäft im Keller der Fußgängerzone sind Zelte für 80 Euro und Schlafsäcke für 20 Euro zu haben – von Kingsley.

In einer Seitenstraße entdecke ich das Regierungsviertel. Es wurde durch den Bombenanschlag am 22. Juli 2011 schwer beschädigt. Zwei der Hauptgebäude sind heute noch in diesem Zustand. Im provisorisch hergerichteten Kellergeschoss ist eine beeindruckende Dokumentation aufgebaut: mit Bildern, Originaltexten aus der Urteilsbegründung und Kurzinterviews der Augenzeugen und Betroffenen.

Die Messe um 12:00 Uhr ist sehr kurz – trotz Eucharistie und Kommunion. Es fehlen aber Sanctus und Agnus Dei. Das Vaterunser folgt direkt den Einsetzungsworten. Zum Segen gibt es hier sogar ein Kreuzzeichen.

Ich strebe der „National Gallery“ zu, der großen Gemäldesammlung. Mit der Eintrittskarte für 100 Nkr kann ich noch drei Ableger des Museums besuchen: Industriekultur, zeitgenössische Kunst, Architektur. Der Schwerpunkt der Galerie liegt auf der norwegischen Malerei, die sich stark an deutschen und französischen Vorbildern orientiert. Das Industriemuseum schaffe ich noch: skandinavisches Design war in den sechziger Jahren europaweit im Trend. Ich kenne vieles aus unserer Familie, das heute schon im Museumsregal steht.

Beim Rückweg werde ich dann doch noch gründlich nass. Die Abflusssysteme der Straßen sind gravierend überlastet – es gibt riesige Pfützen. In eine trete ich dann auch noch – nasse Strümpfe und Sandalen sind die Folge. Jetzt geht’s also schnell zurück ins Hostel, um wieder zu trocknen. Ich koche Abendessen und schreibe den letzten Mail-Bericht aus Oslo.


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