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33. Tag: Moss - Oslo (70 km)
Mo, 13.06.2016


Zur letzten Etappe breche ich gegen 9:00 Uhr auf. Ich suche die Ausfahrt zur Nebenstraße nach Son. Sie beginnt mit einer Brücke über einen inzwischen ausgetrockneten Wasserfall, die nur für Radfahrer und Linienbusse frei ist. Anfangs ist sie sehr ruhig. Nach der ersten Kreuzung häuft sich der Mautvermeidungsverkehr der schweren LKW. Kurz vor der ersten Erfassungsanlage biegen die LKW auf die einspurige Straße nach Son ab, um 5 km weiter wieder die 151 zu nutzen. PKWs weichen über den Parkplatz eines Baumarkts aus. Ich bleibe auf der durchgehenden Straße nach Vestby. Oft verleitet mich die Radwegebeschilderung, die Route 7 nach Oslo einzuschlagen. Das endet jedesmal im Fiasko. Ich verlasse mich jetzt lieber auf meine Landkarten.

Strahlende Sonne und warmer Rückenwind fördern das Vorankommen, wenn die Nebenstraßen nicht unsinnig steile Berg- und Talfahrten erfordern würden. Von Vestby nach As führt die Radroute über eine stillgelegte Straße, die parallel zur Autobahn mäandriert. Sobald ich die 152 erreicht habe, beginnt wieder die chaotische Beschilderung. Sie führt in den Park der großen naturwissenschaftlichen Universität (Biotechnologie) – ideal für eine idyllische Mittagspause.

In der Stadt As verliert sich dann die Radroute. Vom Bahnhof führt ein Schild auf einen holprigen Feld- und Waldweg. Ich fluche heftig, zumal am Ende des Weges an der nächsten Straßenkreuzung jegliche Beschilderung fehlt. Mit Intuition wähle ich aus den drei möglichen Abzweigungen die richtige nach Ski. Kurz vor diesem Ort biege ich ab nach Nordby und fahre dann gegen alle Radwegweiser in Richtung Schnellstraße E 18. Und siehe da – nach dem Durchqueren des verwirrenden Auffahrtskreisels beginnt die bisher schönste Radroute, die „Tusenfryd-Route“. Sie führt – ohne Zwangsradweg – auf schmaler Straße – ohne unsinnige Steigungen – erst an einem langen Süßwassersee entlang und landet 10 km vor Oslo direkt am Oslofjord. Das ist Grund für eine kurze Pause.

Im weiteren Verlauf wurde der Radweg von der bestehenden E18 abgezwackt. Immer am Ufer des Fjords entlang nähere ich mich der norwegischen Hauptstadt. Massen von stürmischen Rennradfahrern kommen mir entgegen. Offenbar ist hier schon um 16:00 Uhr Feierabend.

Ich lande direkt am Hauptbahnhof, überquere die Gleise auf einer eigenen Radbrücke und finde sofort die Storgata. Zwischen den Straßenbahngleisen geht’s zum „Anker Hostel“, Hausnummer 55. Dort finde ich im Achterschlafsaal ein freies unteres Bett und zahle für 4 Tage nur 900 NKr = 100 Euro. Der Raum hat eine eigene Dusche und Küche – also ist die Versorgung gesichert. Ein erster Ausflug führt zum KIWI-Markt, um Proviant zu bunkern. Danach gibt’s Abendessen und einen späten Spaziergang zum Zentrum. Manche Straßen werden – trotz Polizeipräsenz – jetzt schon von Drogenverkäufern und Prostituierten übernommen. Es gibt eine Vielzahl von Menschen mit Migrationshintergrund und Autos mit bulgarischen Kennzeichen, die unangemessen schnell durch die Straßen rasen. Die Fußgängertunnel zum Bahnhof sind jetzt schon unheimlich, wo die Sonne noch am Himmel steht. Höhepunkt und Abschluss der Tour ist das eindrucksvolle Opernhaus. Es ist an allen Seiten von einer riesigen Baustelle umgeben – nur zwei schmale Zugänge sind noch möglich. Offenbar gibt es im Opernhaus keine Sommerpause. Die ausklingende Spielzeit geht bis Juni – die folgende beginnt bereits im Juli. So habe ich Hoffnung, das Haus auch von innen erleben zu können.


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