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31. Tag: Sarpsborg (zu Fuß)
Sa, 11.06.2016


Ich gönne mir heute – trotz des relativ hohen Zimmerpreises - noch einen Pausentag. Nach einem fulminanten Frühstücks-Buffet (Scrambled Eggs, Bacon, Lachs, Shrimps, frisch gebackene Waffeln, süße Kaffeestückchen, und alles sonst Übliche) ist mein Ernährungsdefizit von gestern wieder ausgeglichen. Ich suche nach dem Touristenbüro und einer Detailkarte bis Oslo. Die Touristeninformation hat auf Dauer geschlossen, zwei Buchhändler im Einkaufszentrum bieten die Süd-Norwegen-Karte von Capellen Damm zum gleichen Preis (199 NKr = 22 Euro) an. Diese Karte hat uns beim letzten Norwegenbesuch gut geholfen: Alle Campingplätze, Vandrarhejms u.a. sind eingetragen.

Zurück im Zimmer beginne ich die nächsten Tage bis Oslo zu buchen. Erste Station ist Moss – nur etwa 40 km entfernt. Das Vandrarhejm bietet nur Doppelzimmer – zum doppelten Preis- also wieder 78 Euro pro Nacht! In Oslo gibt’s dann aber mehrere preiswerte Hostels mit Bett im Schlafsaal. Für 90 Euro kann ich dort 4 Tage lang bleiben. Die Recherche nach der Fährfahrt nach Kiel führt zu einer unangenehmen Überraschung: 314 – 435 Euro für die einfache Fahrt werden verlangt ! Zum Glück gibt es auch eine Fähre nach Kopenhagen von DFDS – sie kostet nur 120 Euro incl. Kabine. Der Versuch einer Buchung scheitert aber am unklaren Formular.

Bei einem Besuch des Bahnhofs in Sarpsborg fällt mir auf, dass es zweimal am Tag durchgehende Züge von Oslo nach Göteborg gibt. Von Göteborg fährt jede Stunde ein „Öresund-Express“ nach Kopenhagen. Das wäre eine Alternative zur Fähre – wenn die Fahrradmitnahme möglich ist. Ich muss am Bahnhof in Oslo recherchieren.

Den Nachmittag widme ich einem Ausflug zum Sarps Fossen, dem völlig unbekannten aber wasserreichsten Fall Europas – heute mit 1200 m3 /sec. Am Ufer haben sich drei Kraftwerke und die Zellulose- und Chemiefabrik „Borregaard“ angesiedelt. Da mehr als die Hälfte des Wassers ungenutzt über die Staumauer stürzt, ergibt das Ambiente mit der Vanillinfabrik aus dem vorigen Jahrhundert und der aufsprühenden Gischt einen apokalyptischen Eindruck. Borregaard rühmt sich, eine der großen Bioraffinerien zu sein (Zellulose, Bioethanol, Vanillin, Arzneimittelvorprodukte). Zweimal schon sind aber Legionellen freigesetzt worden, die beim ersten Mal zehn Tote gefordert haben. Abdampf entströmt auch heute mehreren Tanks und Schornsteinen. Aus dem Verbrennungsabluft-Reiniger steigt feiner weißer Rauch oder Staub. An mehrere Stellen auf dem Gelände liegen Reste der Zelluloseproduktion oder der Rauchgaswäsche ungeordnet im Freien herum.

Nach dem Abendimbiss im Hotelzimmer gönne ich mir den Besuch des großen Orchester-Freiluft-Konzerts aus Anlass der 1000-Jahr-Feier von Sarpsburg. Die Stadt wurde 1016 von Wikingerkönig Olav als Hauptstadt seines Reiche an der Stelle gegründet, wo der große Fluss wegen des Wasserfalls nicht weiter befahren werden konnte. Allerdings verschwand der Ort wieder 200 Jahre später – im Rahmen der Schwedenkriege. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Stadt neu gegründet.

Zum Orchester singen mehrere Jugendchöre. Im zweiten Teil spielt eine britische Solo-Flötistin und singt eine schwedische Sopranistin. Es gibt viel norwegisches Kulturgut im Programm


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