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26. Tag: Varberg - Göteborg (100 km)
Mo, 06.06.2016


Was für ein "Höllenritt" heute - im Rhythmus gegen den schwächelnden Körper - zuletzt auf 16 km über die Autobahn ! Was für ein Höllenritt heute – im Rhythmus gegen den schwächelnden Körper – und zuletzt 16 km auf der Autobahn…

Der Tag beginnt genauso grandios wie der gestrige geendet hat: strahlend blauer Himmel, kühle Luft und – Rückenwind ! Der Wind hat gedreht auf Südost, schiebt also leicht von hinten. Ich starte auf der Hauptstraße nach Varberg, von der ich gestern abgezweigt bin. Bald ist die Stadtgrenze erreicht. Trotz Nationalfeiertag (6. Juni) haben die Verbrauchermärkte geöffnet. En Getränkenachschub kann ich also später besorgen. In Varberg halte ich mich in Richtung Zentrum. Dort ist das Touristenbüro zwar geschlossen, hat aber draußen Stadtpläne ins Regal gestellt. So finde ich die – wieder mal nicht beschilderte – Nebenstraße an der Küste entlang. Offenbar gibt es im Hafen von Varberg noch umfangreichen Frachtschiffsverkehr. Zahlreiche Güterzüge im Bahnhof zeugen davon. Kurz muss ich die Hauptstraße 41 benutzen, dann zweige ich auf die Nebenstraße in Richtung Kungsbacka ab. Von Anfang an ist sie eindeutig beschildert. 60 km sind es noch bis dorthin – bis zur Mittagspause (!). Ich erinnere mich an die Langstreckenfahrt en im Baltikum. Mit konstantem Tritt-Rhythmus wird die Fahrt schnell und mühelos. In einen Trance-ähnlichen Zustand rausche ich durchs Land. Die zahlreichen unbrauchbaren Radwege lasse ich rechts bzw. links liegen. Sie würden ständige Stopps an den Einmündungen erfordern. Bei Steigungen versuche ich so rechtzeitig zu schalten, dass ich den Rhythmus auch am Berg einhalten kann – eine erstaunlich positive Erfahrung.

Die Landschaft ist grün und flach. Im Westen schimmert immer wieder das Meer bzw. sieht man die vorgelagerten Schäreninseln. Schon vor 12:00 Uhr bin ich auf dem Marktplatz von Kungsbacka für die Mittagspause. Neben der Marktkirche endet gerade der Feiertags-Freiluft-Gottesdienst mit modernen Liedern – eine schöne Atmosphäre.

Erst um 13:30 Uhr breche ich auf. Mein Ziel ist wieder die Küstenstraße über Särö. Unklar bleibt die Richtung auf der Umgehungstraße. Leider gab es in der Touristeninfo hier keine Stadtpläne. Ich fahre nach Gefühl – im Prinzip in die richtige Richtung. An einer Stelle biege ich dann falsch ab und lande auf der Autobahnzufahrt nach Göteborg. Also muss ich umkehren, die ganze Stadtumgehung wieder zurückfahren bis zur 158. Die reitet über mehrere Küstenhügel. Ungeduldige Autofahrer hupen mich auf den Radweg. Nach steilem Anstieg auf dem Radweg verliere ich durch verschlungene Unterführungen die mögliche Abfahrt. Ich fahre nun doch lieber auf der Straße…

Kurz vor Särö überrascht mich das Schild „Kraftfahrtstraße“ – aber kein Hinweis zu einer Alternativroute. Mit Hilfe meiner Karte finde ich den verschlungenen Pfad überKullavik, Billdal und Skintebo. Ab hier führt die Straße nun doch auf die autobahnähnliche 158. Ich fahre weiter, zumal auch der Stadtbus diese Straße nutzt (mit Haltestellen) und ich eigentlich kein Sperrschild für Radfahrer übersehen habe. Trotzdem hupen einige Autofahrer – eine Beifahrerin filmt mich mit dem Mobile Phone.

Ich fahre so schnell wie schon lange nicht – 16 km im Autobahntempo. Unangenehm sind Aus- und Einfahrten, weil ich jedes Mal die Fahrspur wechseln und die Beschleunigungsspur überqueren muss. Die Schnellstraße endet genau am „Linnè Plats“, wo das gebuchte Hostel steht. Ich suche eine Anlehnmöglichkeit für das Rad, um mich kurz zu erholen und etwas zu trinken – und stehe direkt vor der Eingangstür. Ein Bett im Sechserzimmer ist für mich reserviert – ansonsten ist das Haus ausgebucht.

Auf dem großen Platz vor dem Hostel tummeln sich Hunderte sonnenhungriger Göteborger. Eine Band spielt auf der Wiese mit vollem Verstärker- Equipment und einem offenbar selbst organisierten Stromgenerator. Ich suche eine Einkaufsmöglichkeit, finde in 40 m Entfernung einen günstigen „Hemkoop“ und versorge mich mit Vorräten für die nächsten zwei Tage.


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