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16. Tag: Rostock - Gedser (Rad (30 km) und Schiff)
Fr, 27.05.2016


Die Radfahrt zum Fähranleger wird tatsächlich eine lange Tour rund um die Warnow-Bucht. Ich starte kurz nach 9:00 Uhr, nachdem die zahlreichen Proviantreste vom gestrigen Einkauf auf die Taschen verteilt sind. Über dem Hinterrad schwebt jetzt ein halbmeterhoher Gepäckturm.

Die Fahrt beginnt auf dem Radweg parallel zur Stadtautobahn. Bis auf die Überquerungen der Abzweigspuren geht es relativ flott. Auf der Hamburger Straße zweige ich dann in Richtung Osten zur Innenstadt ab. Der Radweg ist hier holprig, teilweise identisch mit dem Fußweg – es geht nur noch langsam voran. Am Stadthafen führt die Straße entlang, wo bis 1960 die internationale Fracht anlandete. Die Umgestaltung zu einer Flaniermeile mit Yachthafen ist nur teilweise realisiert. Hier sind die begleitenden Radwege so schlecht, dass ich abschnittweise auf die Fahrbahn ausweichen muss.

Am Dierkower Damm schwenken Straßenbahn und Radweg nach Süden zum Neubaugebiet Dierkow. Geradeaus ist die B 105 jetzt Kraftfahrstraße. Über viele Kurven lande ich schließlich auf dem holprig asphaltierten Kummersdorfer Weg – immer gut ausgeschildert als Radweg nach Kopenhagen ! Er endet an den Zufahrten zum Seehafen.

Am Fährhafen erhalte ich ein namenloses Ticket für die Überfahrt nach Gedser für 7 Euro (!) incl. Fahrrad. Die Fähre um 11:00 Uhr hat eine Stunde Verspätung. Obwohl es jetzt schon 11:00 Uhr vorbei ist, kann ich sofort mitfahren. In der Warteschlange komme ich ins Gespräch mit einem Radlerpaar aus Braunschweig. Sie fahren den Berlin – Kopenhagen – Radweg mit allen Extras in zwei Wochen. Heute wollen sie noch bis nach Nyköping ins Danhostel.

Die Fähre ist nagelneu, wie ich später in Gedser erfahre, erst seit einer Woche in Betrieb. Hervorragende Sitz- und Speisemöglichkeiten werden geboten – ein „all you can eat“-Buffet für 21 Euro. Das Schiff fährt in Hafennähe mit Elektroantrieb als Hybridfahrzeug. Je weiter wir uns von Rostock entfernen – in Warnemünde liegt heute ein Kreuzfahrtschiff der Reederei Costa – umso heller wird der Himmel. Bei der Ankunft in Gedser scheint die Sonne.

Schon auf dem Weg vom Fährbahnhof in den kleinen Ort finde ich meine gebuchte Unterbringung: Ein niedriger Anbau ans Privathaus ist als komplette Ferienwohnung für zwei Personen ausgebaut – kostet aber auch 350 DKr = 47 Euro ! Der Kampf mit dem W-Lan scheitert heute…

Ich starte zum Ausflug an den südlichsten Zipfel Dänemarks, dem Gedser Odde. Eine erdige Klippenküste - bis zu 10 m hoch – begrenzt das Ackerland. Vor den Klippen kann man heute gut laufen, da bei fast Windstille nur minimale Wellen entstehen. Es gibt Steine mit einem Loch in der Mitte, eine Besonderheit dieser Küste.

Auf dem Rückweg mäandriere ich durch die Sträßchen. Gedser ist ein verschlafener Ort mit lückenhafter Infrastruktur. Das größte Geschäft ist der COOP gegenüber von meiner Unterkunft. Es gibt weder eine Bank noch einen Geldautomaten. Der Kartenleser im COOP akzeptiert nur dänische Bankkarten. Ich werde morgen meine Unterkunft in Euro bezahlen müssen.

Auch die Bahnstrecke auf der früher internationale Züge von Berlin nach Kopenhagen trajektiert wurden, endet heute an einem Eisenbahnmuseum. Die ehemalige Bahnhofshalle dient Scandlines als Terminal. Außer zwei Fahrkartenautomaten gibt e auch dort nichts für Touristen.


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