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14. Tag: Güstrow - Rostock (60 km)
Mi, 25.05.2016


Der Himmel ist immer noch herbstlich trüb, als ich zum Frühstück ins Nachbargebäude gehe. Die Schüler der Grundschule Demnin (Klasse 1 – 4) füllen den Essensraum. Selbst an meinen Einzeltisch gesellen sich zwei Erstklässler. Der Bub beißt sich einen Milchzahn am Brötchen aus, das Mädchen isst kaum ein halbes Brötchen, ist aber stolz darauf, spindeldürr zu sein.

Meine Tour startet um 10:00 Uhr auf der Umgehungsstraße der B 103, zwar ein Umweg gegenüber der Stadtdurchfahrt, aber ohne unnötige Steigungen. Hinter dem Bahnhof treffe ich auf die Schwaaner Straße. Sie steigt allmählich aus den Tiefe der Seenplatte über die Wasserscheide zur Warnow. Zuletzt fährt hier kaum noch ein Auto. Stolz berichten aber diverse Schilder von der EU-Förderung für den Ausbau der Straße. Zuletzt überquert die Straße die sogar elektrifizierte S-Bahn von Güstrow nach Rostock und Warnemünde.

In Schwaan treffe ich auf den Fernradweg Berlin- Kopenhagen. Ich frage im Informationsbüro nach der Oberflächenbeschaffenheit des Weges. Er sei durchgehend asphaltiert. So wage ich mich doch noch einmal auf einen Fernradweg trotz der unangenehme Erfahrungen mit dem Elberadweg. Der Abzweig in Schwaan heißt vielversprechend Rostocker Straße. Es ist tatsächlich ein asphaltierter Feldweg auf der hügeligen Trasse einer ehemaligen Landstraße. Teilweise ist der Weg sogar als Ortsverbindungsstraße ausgebaut. Bei Niendorf kreuzt er die neue Ostseeautobahn und ist ab da als Schnellstraße gestaltet. Ich zweige nochmals ab nach Groß Stove. Auf holpriger Ortsstraße erreiche ich Rostock ganz im Süden.

Von hier kämpfe ich mich vor bis zur Innenstadt auf zuletzt vierspuriger Großstadtstraße. Kurz vor dem Zentrum gönne ich mir eine Mittagspause in einem kleinen Park. Dann geht’s auf die Suche nach dem Informationsbüro. Verwirrende Hinweisschilder und ahnungslose Polizisten führen zu einer langwierigen Suche. Letztlich ist es dort, wo man es erwartet – mitten in der Fußgängerzone am Universitätsplatz.

Ausgerüstet mit einem detaillierten Stadtplan starte ich auf Nebenstraßen in Richtung Warnemünde bis nach Lüttenklein. Eine ehemalige Werfthalle ist zum Einkaufszentrum umgewandelt. Es schließen sich große Wohnblockbereiche an. Am S-Bahnhof Lüttenklein gibt es einen Fahrradtunnel, den die DB komischerweise für Fahrräder sperrt. Auf der Warnow-Allee finde ich den riesigen Wohnblock, in dem einige Appartements auch an Tagesgäste vermietet werden. Für 25 Euro pro Tag erhalte ich ein Zweibettzimmer mit eigener Küchenzeile.

Am Abend starte ich noch zur Radexkursion in Richtung Ostsee. Über Nebenwege gelange ich außerhalb des Hotelbereichs an den Dünenstrand. Die erste Etappe zum Meer ist – wie geplant – nach genau 14 Tagen geschafft! Der Hotelbereich zeugt von zunehmendem Reichtum des Kurorts Warnemünde. Viele großbürgerliche Villen wurden zu Ferienwohnungen oder sogar Hotels umgestaltet. Die Promenade ist dicht bevölkert mit Menschen, die die endlich durch den Nebel dringende Nachmittagssonne genießen. Am Cruise Terminal liegen sogar zwei riesige Kreuzfahrtschiffe, direkt hinter dem Bahnhof. Die frühere Gleisrampe für die Bahnfähre nach Gedser ist abgetrennt und liegt funktionslos. Die Fährschiffe starten jetzt im Hafen von Rostock.

Die Rückkehr entlang der Stadtautobahn geht schnell. Beim benachbarten LIDL erwerbe ich noch umfangreichen Proviant für die nächsten beiden Tage. Ich bin ja mit Kühlschrank, Kochplatte und Spüle gut ausgestattet.


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