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11. Tag: Tangermünde - Havelberg (50 km)
So, 22.05.2016


Der Tag beginnt mit einem umfangreichen Hotelfrühstück. Ich sitze mit dem Radler aus Hamburg am Tisch. Er ist bereits 79 Jahre alt und leistet sich jedes Jahr eine lange Fernfahrt mit dem Rad – jedoch nur in Deutschland oder Österreich.

Um 09:30 Uhr besuche ich den evangelischen Gottesdienst in der großen Stadtkirche. Ein holländischer Männerchor gestaltet ihn musikalisch. Der Pastor ist nach dreieinhalb Monaten Abwesenheit wegen Krankheit wieder im Dienst – maximal 4 Stunden pro Woche. Ein vier Monate altes Baby wird getauft. Der Pastor zieht alle Register, um Hoffnung und Zuversicht zu verbreiten.

Die Tour beginnt auf der Landstraße nach Arneburg. Sie ist glatt, gerade, verkehrsarm – also ideal zum Radfahren. Von dort geht’s gleich weiter nach Werben. Unterwegs bemerke ich, dass ich heute noch die Elbe überqueren muss, um nach Havelburg zu kommen. Brücken gibt es aber nicht. Die erste Fähre in Sandau arbeitet heute nicht – aber die in Räbel ist aktiv.

Zur Mittagspause setze ich mich vor den Dom von Werben. Werben nennt sich kleinste Hansestadt der Welt – mit vielleicht 3000 Einwohnern. Die haben fast alle in der riesigen Kirche Platz – beeindruckende Backsteingotik, sehr gepflegt vom Denkmalamt und einem privaten Sponsor.

Die Straße zur Fähre führt über 4 km grobes Kopfsteinpflaster. Das überlebt mein schwer bepacktes Rad nicht. Zum Glück gibt es auf einer Seite einen ca. 1 m breiten Sandstreifen mit vielen Schlaglöchern. Die Fähre wird antriebslos an einem langen Halteseil bewegt nur durch Umstellung des Steuerruders. Dann bin ich im Havelberger Wald. Das Gasthaus „Mühlholz“ liegt noch 2 km vor der Stadt im Wald. Ich habe dort ein Einzelzimmer für 35 Euro vorbestellt.

Nach dem Abladen fahre ich mit dem Rad zur Altstadt und setze dort den Rundgang zu Fuß fort. Viele schön renovierte Häuser säumen die Kopfsteingassen, teilweise mit holländischen Giebeln. Höhepunkt ist der Aufstieg zum Domberg. Auch hier entstand im frühen Mittelalter eine riesige, zunächst romanische Kirche. Nach einem Brand wurde sie gotisch umgebaut, dann noch ein großes Kloster hinzugefügt. Auch hier steht die Größe in keinem Verhältnis zur Zahl der potentiellen Kirchgänger.

Havelberg war im Mittelalter sogar Bischofssitz. Das Treffen des Zaren mit dem deutschen Fürsten aus der Oper „Zar und Zimmermann“ hat wohl hier stattgefunden. Es ging um ein Bündnis gegen die Schweden, die nach dem dreißigjährigen Krieg jede Menge Ländereien im deutschen Reich zugesprochen bekamen und diese jetzt zurück geben sollten.

Der Rückweg geht schnell und es bleibt Zeit zum Kochen des üblichen Nudeltopfs.


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