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10. Tag: Magdeburg - Tangermünde (70 km)
Sa, 21.05.2016


Das Frühstück bereite ich wieder selbst im Zimmer. Tee kochen geht aber nur im Bad. Der umfangreiche Lebensmittelvorrat wird aufgebraucht – oder muss verstaut werden. Außerdem ist jetzt das Zelt dazu gekommen.

Um kurz vor 10:00 Uhr starte ich zur Elbe-Tour. Über die Ernst-Reutter-Brücke quere ich die Elbe, finde aber auf dem rechten, östlichen Ufer keinen Wegweiser zum Elbe-Radweg. Die Befragung der Passanten ergibt widersprüchliche Aussagen. Erst beim dritten Anlauf finde ich den nur geschotterten Pfad direkt am Elbufer. Nach 2 km lenken mich die Wegweiser weg vom Ufer. Ich frage einen einheimischen Radler. Der nimmt mich an der Hand bzw. fährt mit dem Rad voraus zum Dammweg, der jetzt sogar asphaltiert ist. Ich müsse immer nur geradeaus fahren und komme so über Niegripp nach Rogatz zur Elbfähre. Der Weg schlägt aber schlecht beschilderte Haken durch die Felder und verliert sich bei der Trogbrücke des Elbekanals. Nach dem Studium der aufgestellten Karten und zweimaligem Fragen wird klar, dass ich zunächst dem hoch liegenden Kanal folgen muss. Der Weg endet aber an der großen Schleuse (Hubhöhe 20 Meter) in Hohenwarthe. Jetzt verläuft er hinter dem Damm des Havelland-Kanals bis zur Ortseinfahrt von Niegripp mit Schotter und grobem Kopfsteinpflaster – original DDR-Wegebau. Ich habe so für die ersten kaum 15 km über 2 Stunden gebraucht ! So schaffe ich die Tagestour von 75 km nie. Ich beschließe, ab Rogatz auf der linken Elbseite nur noch die Landstraße zu nutzen.

Kurz vor der Fähre nach Rogatz treffe ich einen Hamburger Radler, der an der Saalequelle gestartet ist. Heute ist er schon 94 km gefahren (bis 13:00 Uhr !).Wie der Zufall will, übernachtet er in der gleichen Pension „Luisenhof“ wie ich in Tangermünde.

Jenseits der Fähre sind die Straßen sehr ruhig, sehr gerade und absolut flach. Außerdem schiebt leichter Südwestwind. Die Temperatur ist inzwischen auf fast 24 Grad gestiegen. Das Rad rauscht durch die Felder der Altmark. Viel Spargelanbau und Getreide gibt’s – unterbrochen von sandigen Wäldern, in denen vor Eichenprozessionsspinnern gewarnt wird. Ich schaffe die verbliebenen 50 km in kaum 3 Stunden incl. einer langen Mittagspause in Tangerhütte. In der Elbniederung wurden offenbar niedrige Hinterlanddämme incl. vorbereiteter Straßensperren an den Ortseingängen gebaut, die bei einem Bruch des Hauptdeichs die Dörfer schützen sollen – eine Konsequenz aus dem verheerenden Elbhochwasser vor 20 Jahren.

In Tangermünde finde ich sofort die gebuchte Pension. Im Zimmer suche ich per booking.com die nächste Unterkunft in Wittenberge – leider erfolglos. Aber in Havelberg gibt‘s noch ein günstiges Gasthaus – 20 km vor Wittenberge. So fahre ich morgen nur 50 km und es bleibt vormittags Zeit zum Besuch des Gottesdienstes in der gigantischen Stadtkirche.

Ab 17:00 Uhr streune ich zu Fuß durch die Altstadt und entlang des Elbufers. Vorwiegend aus Backstein sind riesige Türme, Tore, das Rathaus und die Kirche entstanden. Zur Elbe hin gibt es ca. 10 m hohe Mauern zur Stütze des Hochufers, bis die Bebauung beginnt. Das Elbhochwasser war wohl schon im Mittelalter bekannt. Zwei riesige Hotelkomplexe (“alte Brauerei“ und „Schlosshotel“) sind mit großen Familienfesten belegt. Die Radtouristen sind in de Minderzahl. In der Stadtkirche gibt es ein Konzert für vier Posaunen und Schlagzeug – gewöhnungsbedürftig.


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