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9. Tag: Magdeburg (zu Fuß)
Fr, 20.05.2016


Heute ist Pausentag. Zuerst muss ich aber das Problem der Übernachtung in Tangermünde für morgen lösen. Bei booking.com ist nichts mehr zu finden. Ein Anruf beim Informationsbüro in Tangermünde rettet mich. Für 40 Euro gibt es noch ein Zimmer im Luisenhof. Zum Glück hatte ich beim Maimarkt in Mannheim das Informationsheftchen zum Elbe-Radweg mitgenommen, das sämtliche Unterkünfte und Telefonnummern enthält.

Das Frühstück mache ich heute selbst. Dabei kommt erstmals mein Gaskocher zum Einsatz – natürlich im sicheren Bereich des Bades. Die Stadtbesichtigung beginnt zu Fuß. Über den „Breiten Weg“ gelange ich zum Hundertwasserhaus. Das ist hier en ganzes Viertel mit mehreren Innenhöfen und einem imposanten Wohnturm.

Leider geht schon hier die Akku-Ladung in meine Kamera zur Neige – also zurück ins Zimmer zum Nachladen. Zufällig komme ich an der Hauptpost vorbei und ergänze meine Barschaft um 200 Euro. Die Wartezeit im Zimmer nutze ich dazu, einen ersten Reisebericht fürs Internet zu formulieren. Dabei geht der Akku des Tablets zur Neige. Der kann dann während meines erneuten Ausflugs nachgeladen werden.

Zuerst suche ich den Bahnhof auf, der noch ganz DDR-Atmosphäre atmet. Vor dem Umbau muss wohl erst die Unterführung der Ernst-Reutter-Allee erneuert werden. Damit wurde aber erst 2015 begonnen – es dauert bis 2019. Erst danach werden Gleisfeld und Bahnsteige erneuert. Magdeburg ist Treffpunkt vieler Nebenbahnlinien. Die verbliebenen IC s fahren mit weiß lackierten Doppelstockwagen, die bei uns als Regionalexpress fahren. Ein reger Durchgangsverkehr privater Güterzüge findet an den Bahnsteiggleisen statt, da die Umgehungsgleise für den Brückenneubau bereits entfernt wurden.

Auf der Ernst-Reutter-Alle finde ich endlich das Informationsbüro und besorge mir einen Innenstadtplan. Die benachbarte Johanniskirche erlaubt eine Turmbesteigung, um einen Überblick über Magdeburgs Umgebung zu gewinnen. Im Keller der Kirche ist ein hochinteressante Ausstellung zur Reformationsgeschichte in Magdeburg entstanden. Der Bischof von Magdeburg wollte noch zwei weitere Bistümer – eins davon Mainz – übernehmen und Kardinal werden. Dafür musste er den Papst bezahlen ! Das Geld dafür lieh er bei den Augsburger Fuggern. Um seine Schulden zu bedienen, musste er jetzt seine Bevölkerung schröpfen. Bei den selbstbewussten Magdeburgern hatte er wenig Erfolg. Deshalb dehnte er die Ablassverkäufe auf Halle und Jüterbog aus. Als Luther die Tetzel‘sche Praxis in Jüterbog bemerkte, entwarf er seine Thesen, die schließlich in Wittenberg an der Kirchentür angeschlagen wurden, weil er gerade dort lebte. Die Reformation wurde dann von Anfang an für Machtspielchen gegen die katholischen Machenschaften benutzt, allen voran in Magdeburg. Die Stadt ergaunerte sich damit den Stand einer „freien Reichsstadt“ – Bestechung und Vorteilsnahme, kaum besser als heute.

Auf dem Rückweg finde ich beim Sport Scheck das leichte Trecking-Zelt für meine Radtouren: Gewicht 2.7 kg, Innenbreite 1.50 m, mit Aluminiumstäben stabilisiert. Das ganze gibt’s gerade im Sonderangebot für 150 Euro (North Face).

Auf den Schauspielbesuch verzichte ich dann doch und bereite mir ein umfangreiches Abendessen. Im Fernsehen gibt’s einen polnischen Krimi, der eine Art Vergangenheitsbewältigung gegenüber Seilschaften von vor der Wende betreibt.


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