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6. Tag: Eisenach - Nordhausen (90 km)
Di, 17.05.2016


Das Frühstück im „Residenz“ ist außergewöhnlich: Rührei, Shrimps, Räucherlachs, Schinken jede Menge Grünzeug und alles, was es sonst auch gibt. Nur 8 Grad sei heute die Tagestemperatur, sagt mir der Wirt beim Abschied. Trotzdem starte ich mit kurzem Hemd und kurzer Hose.

Es geht konstant bergauf auf der Windeberger Straße bis auf die Höhe des Lerchenbergs nördlich von Eisenach. Einen großen Teil der Höhe verliere ich bei der Abfahrt nach Mihla. Mit Recht beschweren sich die Bewohner des Ortes über den Schwerlastverkehr. Vierzigtonner mit nationalen und internationalen Kennzeichen nutzen die L 1016 als Ausweichstrecke für die mautpflichtigen Autobahnen, von denen es inzwischen mehr als genug gibt. Die Straße ist schmal zweispurig, so dass ich nur bei einer Lücke im Gegenverkehr überholt werden kann.

Von Mihla aus erklimme ich jetzt in vielen kleinen Steigungsabschnitten die Höhen des Nationalparks „Hainich“. Dies ist ein bewaldeter Bergrücken, der nur unterbrochen wird von mittelalterlichen Rodungen. Die Dörfer sehen hier aus, als wäre die Zeit nach der Wende stehen geblieben. In Mühlhausen, der Hauptstadt des „Unstrutt-Hainich-Kreises“ (UH) lege ich die Mittagspause ein vor der riesigen gotischen Marienkirche. Sie kostet Eintritt – von innen hört man Orgelklänge.

Die dritte Steigungsetappe erklimmt den „Dün“, eine Region mit ausgedehnten Raps-Feldern und großflächigen Wiesen, auf denen gerade mal ein Kaltblüter grast. Welch ein Unterschied zu den gedrängten Pferdefarmen in Hessen und Bayern !

Die rasante Abfahrt in Richtung B 80 unterbreche ich in Großlobra, einem Zusammenschluss mehrerer kleiner Dörfer. Ich sause hinab ins Tal der Wipper, wo sich zwei Eisenbahnlinien treffen – von Sondershausen und von Kassel. Die Überquerung des Bergrückens nach Nordhausen ist entsprechend angenehm, weil auch die Bahnbauer die geringste Höge gefunden haben. Sehr viel Ostalgie zeigen noch die Bahnhofsgebäude. Die Gleise sind aber schnellfahrfähig begradigt und besitzen fast keine Weichen mehr.

Am Ortseingang von Nordhausen fasse ich Proviant und Wasser nach. Über die beiden Pfingsttage war so gut wie alles aufgebraucht. Schwerbeladen suche ich das „Hotel am Stadtpark“ weit außerhalb in Richtung Harz. Das Haus ist im Zustand de Renovierung, einiges ist noch ziemlich herunter gekommen, anderes Hypermoden, z.B. muss ich einen sechsstelligen Nummerncode eingeben, um in mein Zimmer zu kommen. Wer dem Betreiber diesen Unsinn aufgeschwatzt hat, dem gehört eine Abmahnung von der Innung. Ich habe ein kleines Einzelzimmer für 43 Euro – maximaler Kontrast zu dem großzügigen Zimmer von Ebenhausen.


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