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Das Wetter heute morgen lädt ein zum Weiter- bzw. Zurückfahren nach Gent: heiter mit kleinen Wölkchen, nicht zu warm, wind aus Südost – also leichter, kühlender Gegenwind. Die Tour wird dieses Mal kürzer – wegen wegfallender Irrfahrten – und schneller, weil ich jetzt nach drei Tagen Pause ausgeruht bin. Das Schlafen im Christopher’s Hostel gelingt wesentlich besser, weil es draußen kühler ist, die Tür zum Innenhof zeitweise offen steht und mehrere Ventilatoren nach Wunsch eingerichtet werden können. Sogar ein Elektroradiator zum Wärmen ist vorhanden – den nutzen drei marokkanische Gäste, um ihre Kleider zu trocknen. Sie sind nur 10 Tage in Europa unterwegs und besuchen neben Madrid und Paris nun auch Brügge. Brügge besitzt einen unerwartet höhen Stellen wert bei jungem Europäern.
Um 13:00 Uhr bin ich schon vor den Toren von Gent, mache meine Mittagspause, wo ich bei der Hinfahrt bereits die erste Verschnaufpause brauchte, nachdem ich den Radweg endlich gefunden hatte. Direkt am Kanal – im Schatten einer Allee – ist das auch bei zunehmender Sonnenintensität angenehm. Dank vorhandenem Stadtplan finde ich auch den richtigen Einstieg in die Innenstadt, obwohl gerade hier die Beschilderung des Fernradwegs versagt. Überraschend bietet mir ein Herr mittleren Alters an, zum Draecke Hostel vorauszufahren, obwohl ich nur noch knapp 500 m entfernt bin. Rasant setzt er sich vor mich, schwenkt mehrfach gefährlich über die Straßenbahnschienen – darin bin inzwischen auch geübt - und verschwindet dann in einer Hofeinfahrt. Ich denke an Marokko, wo mich in Tanger zwei Kinder mit dem Rad in die Zange nehmen wollten, und suche das Weite auf der Umgehungsstraße. Als ich wieder anhalte, um auf dem Stadtplan die Route zu korrigieren, kommt er mir nach und beschwert sich, warum ich ihm nicht gefolgt bin. Ich verzichte mit der Begründung, dass ich ja einen Stadtplan habe. Tatsächlich bin ich in fünf Minuten am Hostel.
Im Viererzimmer sind die beiden unteren Betten gerade soeben belegt worden. Ich bitte einen jungen Mexikaner, ob er mir sein unteres Bett überlässt. Der lässt sich darauf ein – Glück gehabt…
Am Nachmittag gönne ich mir einen langen Rundgang durch die Stadt. Da es erst 16:00 Uhr ist, sind Kirchen und Geschäfte noch offen. Beeindruckend ist die große gotische Kathedrale mit einem kleinen Flügelaltar vom Maler van Eick und der Hauptplatz der Stadt. Es sind die beiden Ufer des Hauptkanals, die – etwas zurückversetzt – den Eindruck eines Stadtplatzes hinterlassen. Überall werden die Reste des zehntägigen(!) Stadtfestes beseitigt: mehrere Musikbühnen, extra Pontons für den Stadtplatz, um im Kanal die nutzbare Fläche zu vergrößern, Pavillons für Imbissbuden, interessante offene Pissoirs mit vier gegenüberliegenden Einlässen.
Bilder der Stadt gelingen im herrlichen Abendsonnenschein.
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