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Der Sonntagsspaziergang beginnt trockenen Fußes bei allerdings stark bewölktem Himmel. Ich verfolge die „Langestraat“ zuerst nach außen zum Stadttor „Kruispoort“. Der Durchgangsverkehr bleibt außerhalb des Außenringkanals. Wer unbedingt in die Stadt will, zahlt sechs Euro für vier Stunden Parkzeit – oder nimmt den Shuttlebus von außerhalb angelegten P+R-Plätzen.
Auf einem Damm zwischen Kanalring und Innenstadt stehen einige noch funktionsfähige Windmühlen. Das und die gut erhaltene historische Altstadt führen dazu, dass die gesamte Innenstadt von Brügge zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Über die fast parallel zur Langestraat verlaufende Carmenstraat gelange ich wieder in die Innenstadt. Besonders bemerkenswert ist das Haus der Schützengilde St. Sebastian und der große Jan-van-Eick-Platz mit dem sehr gut erhaltenen Häuserkranz. Hier begann bereits 1887 die erste von der Stadt geförderte Renovierung des alten Bestandes. Bald darauf beschloss man, statt alte Gebäude abzureißen, sie generell mit städtischer Hilfe zu sanieren. So entstand das Schmuckstück Brügge.
Auch heute am Sonntag sind einige Geschäftegeöffnet. Das touristische Publikum macht kräftig Gebrauch davon. Ich schlendere durch die belebten Gassen, schaue in einige Museen hinein bis zum Ticket-Schalter (meist über 10 Euro Eintritt) und lande wieder auf dem Markt, belebt durch Kutschenfahrten und Fahrraddraisinen. Auf den Kanälen drehen mittelgroße, vollbesetzte Motorboote ihre Runden, um die Stadt vom Wasser bestaunen zu können.
Nach der Mittagspause wähle ich die St-Jacobsstraat, die mich wieder zum Ringkanal am Ezelpoort bringt, vorbei an mehreren Vier-Sterne-Hotels und exklusiven B+B-Pensionen. Auf dem Rückweg muss ich mich schon beeilen, um rechtzeitig um 15:00 Uhr zum Chorkonzert des „Priority Choirs“ aus Christchurch, Südengland zu gelangen. Der Chor besteht fast nur aus ehemaligen Chorknaben und älteren Herren, sowie Mädchen verschiedenen Alters als Sopran und Alt. Frauen fehlen ganz. Das Repertoire geht über den üblichen Evensong hinaus – vieles wird auf Latein gesungen.
Auf dem Rückweg gönne ich mir die Umrundung des inneren Kanalrings, den typischerweise die Bootstouren nehmen. Unerwartet schöne Ensembles wechseln mit stilvoll eingepassten Zweckbauten neueren Datums. Es bleibt heute trocken, das Fahrrad steht noch. Also geht’s morgen zurück nach Gent auf dem Weg nach Brüssel.
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