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Die voraussichtlich letzte Radetappe beginnt heute bei Sonne und viel Wind mit der Suche nach der Brusselstraat und zur N9. Erst durchquere ich wieder das Zentrum, dann folge ich der Straßenbahn stadtauswärts. Die Straßenbahn folgt schließlich einer Autobahntrasse. Ein hilfreicher Radfahrer erklärt mir den Schwenk zur N9.
Lange geht es noch durch die Vorstädte Gentbrugge und Melle. Dann folgt der Abzweig nach Dendermonde, um dem Hauptverkehr zu entfliehen. Die Straße durchquert eine teilweise schöne Landschaft mit zahlriechen Ortsdurchfahrten. Der begleitende Radweg ist aber an vielen Stellen in einem so katastrophalen Zustand, dass ich auf der Fahrbahn bleibe. Das führt wieder Mal zu erzieherischen Hupen der Autofahrer – einer fährt extra langsam neben mir her, um mir Unverständliches zu erklären. Ein alter Herr empfiehlt mir den mäandrierenden Schelderadweg – nein danke.
Dendermonde ist ein gepflegtes Städtchen mit schönem Hauptplatz und einer idyllischen Sitzgelegenheit am Ufer der Dender – aber auch ein Verkehrsknotenpunkt. Der Bahnhof besitzt acht Gleise, vier Nationalstraßen kreuzen hier. Mit Hilfe eines Stadtplans finde ich die Ausfahrt nach Lebbeke, ohne die Umgehungsstraßen nutzen zu müssen. Hier beginnt linksseitig ein durchgehend zweispuriger Radweg mit fast holländischer Qualität. Ich nehme daher die Geräuschkulisse der Autokolonnen in Kauf und folge – relativ ungehindert – der N9 bis Asse. Hier lösen sich Radweg und Fahrbahn im Chaos auf. Teilweise gibt es eine Busspur, die auch Radfahrer nutzen dürfen, später wird die Richtungsfahrbahn so schmal, dass mich ein LKW nicht mehr überholen kann. Der Radweg existiert nur noch in Gegenrichtung.
Irgendwann erreiche ich den Autobahnring von Brüssel, an dem die N9 endet – auf der Autobahn. Es gibt keinerlei Hinweise, wie Radfahrer weitefahren sollen. Ich lande zunächst im Gewerbegebiet von Groot Bijgaarden – in der Richtung stadtauswärts. Als ich umkehre finde ich die Stadtzufahrt als Autobahnausfahrt klassifiziert. Ein Polizist, der den chaotischen Baustellenverkehr stadteinwärts regelt, ermahnt mich streng, aber ohne weitere Konsequenzen. Überraschenderweise ist der Radverkehr jetzt auf den Überholstreifen, der einst vierspurigen Einfallstraße verlegt.
An der protzigen Basiliek verliere ich die Richtung, gerate aber an eine beschilderte Radroute zum Hauptplatz „Grote Markt“. Diese schlägt willkürliche Haken, so dass ich mehrfach nachfragen muss. Endlich am Infobüro angekommen, ziehe ich ein Ticket für englischsprachige Beratung EN80. Das wird aber nicht aufgerufen – der zuständige Schaltersprecher geht einfach. Eine höfliche Dame bemerkt, dass ich schon länger warte, und lässt mich vor. Mit Kennzeichnung des Hostels „Jaques Brel“ im Stadtplan suche ich den Weg. Ca. 200 m vor Erreichen des Ziels bläst mir eine heftige Böe den Stadtplan aus der Fronttasche. Ich finde das Hostel trotzdem in ruhiger Lage oberhalb der Innenstadt.
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