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21. Tag: Rotterdam - Breda (60 km)
Mo, 22.07.2019


Gestern Abend gab‘s noch ein langes Gespräch über die Weltpolitik zwischen einem indisch-stämmigen Banker aus London, einem französischen Forscher (flüssige Systeme ) und mir. Quintessenz ist, dass wegen dem Brexit jetzt schon die Londoner Finanzwirtschaft neue Standorte sucht – zuerst Paris, dann Frankfurt, zuletzt Irland. Es geht um den Status von Indien – hohes Potential in der Informationstechnik aber schlechte Politik – die Wirtschaftsmach China – spendiert klammen Staaten eine neue Infrastruktur auf Kredit, fordert dann aber Zugeständnisse, wenn die Kredite nicht zurückgezahlt werden können, z.B. Häfen in Afrika, einen Militärstützpunkt in Sri Lanka.

Erst spät geht das Licht aus. Heute Morgen strahlt wieder die Sonne. Ich bin früh am Frühstücks-Buffet, komme bereits um 09:00 Uhr auf die Straße. Zuerst überquere ich wieder die rote Willemsbrug, dann fahre ich entlang der alten Bahnschneise nach Süden. Beim ersten Autobahnkreuz verliere ich jedoch die Route, muss nach zwei Kilometern umkehren. Es folgen unnötige Umwege am Sportstadium vorbei. Eigentlich müsste man sich nur an die Hauptbahn in Richtung Dordrecht halten, sobald sie aus dem Maas-Tunnel auftaucht. Ich muss mich oft an der Landkarte orientieren, um die Routenbeschilderung wieder zu finden.

Dordrecht lasse ich aus Zeitgründen links liegen, nachdem ich in Zwijndrecht gegenüber der Maas-Fahrrinne einen Blick auf die riesige Kathedrale werfen konnte. Die Auto- und Bahnbrücke über die Maas besitzt einen Hubteil, der genau vor mir aktiviert wird, weil zwei Schlepper einen überhohen Ponton flussaufwärts ziehen, auf dem 15 m hohe Stahlstützen fest montiert sind. Die Gunst der Stunde nutzen ca. 50 Segelschiffe, die jetzt mit aufrecht stehendem Mast die Brücke passieren können.

Das nächste Ziel sind jetzt die Moerdijkbruggen über das „Hollandse Diep“, einen Arm der Maas- und Rheinmündung. Die Brücke ist über einen Kilometer lang und trägt eine achtspurige Autobahn und jeweils einen breiten Radstreifen. Wegen wieder einmal unklarer Beschilderung, fahre ich im Folgenden über Nebenstraßen, die ich der Landkarte entnehme. Oft gibt es aber auch hier Fahrradstreifen oder parallele Radwege.

Gegen 16:00 Uhrerreiche ich Breda, ein kleines Städtchen mit ausgedehnten Gewerbezonen – aber erstmals ohne Straßenbahn. Mit Hilfe des VVV-Infobüros und einem Stadtplan finde ich das Kloster an der Peripherie der Innenstadt. Alle Türen sind verschlossen. Man muss klingeln, um den Empfang zu aktivieren. Ein freundlicher junger Mann organisiert diesen Wirtschaftszweig seit Ende letzten Jahres – das Touristenbüro wusste bisher nichts davon.

Der Abendspaziergang offeriert eine bunte Geschäftszone mit ebenso bunten Baustilen.


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