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Trotz Bahnlärm und der Nähe zur Hauptstraße schlafe ich gut. Allerdings beschäftigt mich morgens der Gedanke, ob ich die heute geplante Strecke bis Köln überhaupt schaffe.
Das Frühstück für die neun Gäste wird vom Hausherrn selbst zubereitet – als Buffet mit zusätzlichem Ei. Ich starte früh schon kurz vor 09:00 Uhr. Die Strecke bis Bad Breisig verläuft verwinkelt durch diverse Wohnstraßen und auf Schotterpfaden oberhalb oder unterhalb der Bahn mit abenteuerlichen Bahnunterführungen. In Bad Breisig wähle ich die Ortsdurchfahrt der B 9 statt weitere Haken zu schlagen. Am Ortsausgang beginnt dann wieder der Radweg auf dem schmalen Leinpfad – oft holprig, weil der Weg im Hochwasserbereich liegt.
Früher als erwartet durchfahre ich Remagen. Von der berühmten Eisenbahnbrücke stehen nur noch die beiden Widerlager. Auf der Seite von Remagen ist dort ein „Friedensmuseum“ eingerichtet.
Schnell ist der Stadtrand von Bonn erreicht (Ortsteil Mehlem) und damit ein neues Bundesland. Ähnlich wie im Süden von Koblenz grenzen an die Rheinuferpromenade luxuriöse Villen. Auf der gesamten rund 15 km langen Promenade teilen sich Fußgänger und Radfahrer den Weg.
Kurz vor der Innenstadt zweige ich auf die „Konrad-Adenauer-Brücke“ ab und wechsle die Rheinseite. Am Ortsausgang von Beuel beginnt ein gut ausgebauter Radweg auf der Dammkrone. Dieser endet jäh und führt auf einen schmalen Randweg zur viel befahrenen Straße nach Niederkassel – offenbar mit Ausweichverkehr von der Autobahn. Ab Mondorf schlängelt sich der Weg abwechselnd über die Dammkrone bzw. hinter einer ca. 1,50 m hohen Betonmauer, die den Damm erhöht. Zu den angrenzenden Gärten ist nur 1,50 m Platz.
Ein kleiner Wackler auf meinem Rad – wegen des Blicks auf die Radwegeschilder – lenkt mich an den rechten Rand in eine in den Weg ragende Hecke. Normalerweise gibt die Hecke in solchen Situationen nach. Diesmal reißt sie aber so am Lenker und an den Taschen, dass ich das Gleichgewicht verliere und samt Rad auf den harten Asphaltweg stürze. Ich bin noch nicht richtig wieder aufgestanden als mir eine entgegen kommende Radlerin hilfreich zur Seite steht. Dem Rad ist nichts passiert, da es auf allen Seiten mit den Packtaschen gepolstert ist. Ich bin – wie so oft – auf Hände und Knie gestürzt. Das linke Knie ist geschürft, das rechte Handgelenk ist geprellt. In der rechten Hand zeigt sich die Reaktivierung einer Verstauchung aus meiner Schulzeit. An der linken Hand blutet der kleine Finger, das letzte Fingerglied steht nach oben ab. Die Brille liegt verbogen auf dem Radweg. Nachdem sich das erste Schockzittern gelegt hat, begleitet mich die Radlerin zum Einkaufs- bzw. Ärztezentrum von Rheidt – keine 100 m vom
Unfallort entfernt.
Der Optiker schaut kritisch – dabei fällt das linke Glas aus der Brillenfassung. Der Unfallarzt schließt freitags schon um 12:00 Uhr, die Apotheke öffnet erst in einer halben Stunde. Ich knicke das abstehende Glied des kleinen Finkers wieder nach vorn – es rastet fühlbar wieder ins Gelenk ein. Die Radlerin spendet ein Pflaster für den kleinen Finger. Das Blut der Schürfwunde am linken Knie beginnt zu trocknen. In der Apotheke besorge ich „Traumeel“ für die Prellungen am Knie und am Handgelenk. Am Knie wirkt die Salbe schnell, das Handgelenk bleibt schmerzhaft.
Ich beschließe, trotz allem die noch verbleibenden 25 km bis Köln zu fahren. Das Kniegelenk macht das erstaunlich gut mit, das Handgelenk reagiert empfindlich auf die Stöße der Straße. Ich nutze jetzt nicht mehr den Rheinuferweg sondern die zunehmend stärker befahrene Ortsstraße über Ranzel, Zinndorf, Porz und Köln-Poll. Die erste Rheinbrücke bringt mich in den sommerlichen Trubel von Köln. Über den Uferweg gelange ich zur etwas im Norden liegenden Jugendherberge in Köln-Riehl. Ein Bett im Viererzimmer kostet hier 42,65 Euro !
Nach erneuter Salbenanwendung ruhe ich zunächst auf dem Bett. Die Beweglichkeit des Kniegelenks wird schlechter, das Handgelenk schmerzt bei Belastung – allerdings kann ich (fast) problemlos schreiben.
Für morgen ist ein Zimmer im „IBIS Budget“ in Duisburg gebucht. Ich werde sehen, wie sich der Zustand der Gelenke über Nacht verbessert, ob ich die Tour fortsetzen kann.
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