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62. Tag: National Park - Wellington (Zug)
Sa, 12.03.2016


Heute ist Bahntag. Um 13:15 Uhr startet planmäßig der „Northern Explorer“ von National Park nach Wellington. Dreimal in der Woche fährt ein Zug von Auckland nach Wellington und zurück. Schon am Morgen bekomme ich einen Anruf, der Zug habe eine Stunde Verspätung. Ich nutze den Vormittag, die verbleibenden 12 Tage vom 20.03. bis 01.04. auf der Südinsel zu planen und bei booking.com zu buchen. Mit der Interislander-Fähre nach Picton, dort im YHA neun Tage, um den Marlborough Sound und die Winelands zu erkunden, am 29.03. zurück nach Wellington, dort noch drei Tage im YHA, bis der „Kiwi-Rail-Zug“ am 01.04. wieder zurück nach Auckland fährt. Damit sind dann auch die Osterfeiertage abgesichert.

Auf dem Bahnhof treffe ich weitere Fahrgäste, die die Verspätungsmeldung nicht erhalten haben und schon eine Stunde warten. Der Zug kommt dann endlich mit 95 Minuten Verspätung ! Die Fahrt selbst ist traumhaft. In hochmodernen klimatisierten Wagen mit Panoramafenstern – nach dem Vorbild des schweizerischen Glacier Express – hat die Werkstatt in Dunedin neue Wagen für die verbliebenen touristischen Fernzüge in Neuseeland gebaut. Das Panorama wird am Anfang über eine Stunde lang vom Mount Ruapehu bestimmt, den der Zug zur Hälfte umrundet. Über den Seitentälern sind jeweils atemberaubende Stahlbrücken entstanden, ähnlich dem Makatote-Viadukt.

Die Szenerie wird allmählich ländlicher – mit Schafen und Kühen auf ausgetrockneten Weiden. Ein 100 m tiefer Canyon begleitet uns eine Zeitlang – die Bahn überquert ihn dreimal und öffnet den Blick in die Tiefe. Zum Fotografieren gibt es einen offenen Aussichtswagen ohne Glasfenster. Er trägt auch das Stromaggregat für die Versorgung des Zuges. Es gibt nur Güterzug-Lokomotiven in Neuseeland.

Auf gerader Strecke durch weites Farmland fährt der Zug abenteuerlich schnell. Die Schienen sind zwar verschweißt – an Bahnübergängen und Brücken erhalten die eigentlich sehr gut gefederten Wagen jeweils einen Schlag, der die Federung bis zum Anschlag belastet. Bis zu 100 km/h sind an manchen Stellen erlaubt.

Ab Pamerston North hat der Zug dann zwei Stunden Verspätung – wegen zahlreicher Langsamfahrstellen. Dadurch können wir an der „Kapiti Coast“ das Abendrot über der Tasman Sea im Westen vom Zug aus genießen. Inzwischen begleitet uns die elektrische S-Bahn aus dem Großraum Wellington. Als wir endlich am großen Stadtbahnhof ankommen, ist es fast 21:00 Uhr und stockdunkel. Ich belade mein Fahrrad und wage mich in den vielspurigen Stadtverkehr – ein Licht hat das Fahrrad leider nicht. Mit Hilfe des AA-Stadtplans finde ich direkt zum YHA – zuletzt durch eine belebte Kneipenstraße.

Dort erfahre ich, dass ich als Radfahrer in Neuseeland eigentlich einen Rabatt von 25% in den offiziellen YHA-Hostels verdiene. Auf die bereits bezahlten acht Tage erhalte ich einen Refund aufs VISA-Konto. Die heute Morgen bei booking.com gebuchten drei letzten Tage kann ich stornieren und mit über 30% Rabatt direkt im Hostel neu buchen.

Fürs Abendessen kann ich im direkt gegenüber liegenden „New World“ noch nach 22:00 Uhr einkaufen und ein großartiges Menu genießen. Im Zug hatte ich weitgehend gefastet. Erst um 1:00 Uhr bin ich dann im Schlafsaal mit 5 weiteren Reisenden. Die letzten kommen auch erst, als ich selbst ins Bett gehe.


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