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Trotz verspätetem Start landen wir pünktlich am Zielort Pudong (Shanghai). Die Fahrt auf dem Rollfeld dauert dort aber nochmals eine halbe Stunde. Ein hochmoderner Flughafen erwartet hier die internationalen Gäste. Die großen Hallen wirken aber sozialistisch kahl. Nur wenige Werbeschilder sind ins Englische übersetzt. Meist gibt es nur chinesische Schriftzeichen.
Die erste Hürde ist die Quarantäne-Kontrolle. Auch hier dürfen frische Lebensmittel nicht eingeführt werden. Den Apfel und das Picknick-Brot verzehre ich noch in der Ankunftshalle.
Das umfangreiche Einreiseformular fülle ich am vorbereiteten Schreibboard aus. Dann heißt es Anstehen für die Einreisekontrolle. Mit etwas Bedenken trete ich an den Counter - ein Visumsstempel fehlt mir noch. Für zwei Tage Aufenthalt erhalte ich mit mehreren Stempeln dann ein Kurzvisum. Damit sind nacheinander drei Mitarbeiter beschäftigt.
Als ich endlich durch bin, ist mein Rucksack schon vom Gepäckband abgeräumt und liegt auf einem Gepäckwagen daneben. Ich starte zur Reise in die Innenstadt mit de U-Bahn (Metro). Schon in Frankfurt konnte ich chinesischen Yuan eintauschen - allerdings zu einem sehr schlechten Kurs. Für 40 Euro gab es nur 200 Yuan. Auch hier gibt’s mehrere Tauschbüros ohne lange Warteschlangen.
Zur Metro führt ein langer Gang quer über die Flughafenzufahrten. Tickets gibt’s nur am Automaten. Ich kann lediglich meinen 100-Yuan-Schein in fünf automatenfreundliche Zwanziger wechseln. Durch Zufall holt sich neben mir ein holländischer Firmenmitarbeiter auch gerade ein Ticket am Nachbarautomaten. Der hilft mir bei der Steuerung am englisch geführten Bildschirm: Linie 2, Ziel Zhong Shan Park. Ich erhalte eine elektronische Plastikkarte mit 7 Yuan Guthaben.
Vor dem Zutritt zur Metro wird das Gepäck nochmals gescannt, auch schon vor dem Verlassen des Ankunftsbereichs im Flughafen. Der Eintrittsautomat bestätigt mir 7 Yuan Guthaben, dann geht’s auf den Bahnsteig. Gläserne Absperrungen verhindern den Zugang zum Gleis. Sie öffnen sich synchron mit den Türen der Metro.
Ein sehr europäischer Gliederzug von Alstom startet mit chinesischer und englischer Haltestellenansage. Außerdem leuchten Dioden auf einer elektronischen Perlenkette die bereits angefahrenen Stationen rot aus, so dass man den Fahrtverlauf verfolgen kann. Mein holländischer Helfer fährt im gleichen Zug und erläutert die Funktionen - er ist nicht zum ersten Mal für seine Firma in Shanghai.
Leider müssen wir nach einer halben Stunde den Zug wechseln. Dabei gehen unsere schönen Sitzplätze verloren. Sitzplätze gibt’s nur längs an den Außenwänden. Dazwischen sind dreimal so viele Haltegriffe für Stehplätze vorgesehen. Die Bahn füllt sich zunehmend im Zentrum. Beim Austeigen werden dann aber auch zwei Sitzplätze für uns frei.
Meine Zielstation ist in ein riesiges Shopping Center integriert. Dank eines Ausdrucks von Google Earth finde ich den richtigen Ausgang zur Huichuan Road. Nach zweimaligem Nachfragen lande ich direkt in Raum 921 eines Appartement-Hochhauses, das als Check-In dient. Für 532 Yuan bekomme ich ein Appartement in der 25. Etage mit Fenster zur Hochhaus-Silhouette des Bezirks. Es ist umfangreich ausgestattet mit Küchenzeile, Bad, Kühlschrank, Waschmaschine, Couch, Fernseher und eigenem Schreibtisch. Auf den ersten Blick ist der Fliesenboden sauber. In den Ecken lauern aber noch Reste von Vorbewohnern. Auch der Teppichboden im Schlafzimmer ist arg verfleckt. An der Badezimmerwand fault die Türlaibung und löst sich die Tapete.
Ich starte sofort zum Abendspaziergang (ca. 16:00 Uhr). Es ist winterlich kalt (5 Grad Celsius), sehr windig und bewölkt. Der Wind bläst den Smog des starken Autoverkehrs zwar weg. Man braucht aber warme Kleidung. Viele Chinesen tragen einen Mundschutz vor Mund und Nase.
Fast alle Zweiräder fahren elektrisch - häufig versehen mit einer schweren Autobatterie, die in den Rahmen eingebaut ist. Dreiräder – häufig auch mit nachgerüstetem Elektromotor - übernehmen größere Transportaufgaben. Für diesen Verkehr ist eine eigene Spur von der breiten Hauptstraße abgetrennt. Zweiradfahrer halten sich häufig nicht an rote Ampeln, fahren auf Sicht in die Kreuzung. Der PKW-Verkehr ist dagegen sehr diszipliniert.
Im Umfeld de Einkaufszentrums gibt es kleine Garagenwerkstätten und Baracken mit privaten Garküchen. Während im EKZ ein Stück Kuchen 40 Yuan kostet, erhält man dort ein komplettes Essen zwischen 10 und 15 Yuan - in direkter Nachbarschaft.
Ich erreiche das nördliche Ende des Zhong Shan Parks am Ufer des Hong Quiao River. Er besitzt sehr gepflegte Pflanzungen mitten im Hochhausgewühl. Ältere Chinesen üben sich im Walking und Tai Chi. Die Kinderfahrgeschäfte haben schon geschlossen.
Bei Einbruch der Dunkelheit fliehe ich in den riesigen Carrefour Supermarkt im Shopping Center. Chinesische Lebensmittel in überquellender Vielfalt ergänzt um Feiertagsprodukte mit chinesischen Emblemen füllen die Regale. Ich erwerbe nur Brot und Getränke und zwei Mandarinen. 100 Yuan Pfand für die elektronische Türkarte meines Appartements haben mein Budget auf 9 Yuan schmelzen lassen. Brot und Schokolade (Notverpflegung von zu Hause) mit Cola und Wasser sind dann das spartanische Abendessen.
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