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40. Tag: Ceuta - Tanger (71 km)
Sa, 12.5.2001


Ich wechsle den neuen Vorderreifen noch im Zimmer aus, damit er nicht auch noch geklaut wird. Dann starte ich - kurz nach 10:00 Uhr - nach Marokko. Bis zur Grenze sind es nur 3 km. Die Verwilderung der Straße nimmt zu. Scharen schwerbepackter Marokkaner füllen die Straße.

Die spanischen Grenzer winken durch. Am marokkanischen Grenzschalter muss ich mir den Einreisestempel holen. Dazu muss ich mich zuerst durch Scharen untätig herumstehender Marokkaner kämpfen. Wenigstens am Schalter ist Ruhe. Es dauert. Der Stempel wird zweimal kontrolliert (beim Zoll und bei der Grenzschranke). Danach bin ich in Marokko.

Marokkanische Taxis fahren offenbar bis an die Grenze Eine große Zahl wartet auf Kundschaft. Der anschließende Ort ist chaotisch, Straßenmarkt, Fußgänger, Taxis.

Ein Schild weist auf die Sperrung der von mir geplanten Route nach Tanger hin - Umleitung über Tetuan. Ich frage einen Polizisten. Nach langem Hin und Her meint er, es ginge doch mit dem Fahrrad, wäre aber über 10 km nicht asphaltiert. Tatsächlich wird die Straße gerade ausgebaut. Zwischen fast fertiger Straßendecke und der Bohrung von Sprenglöchern kommt alles vor. Hochmodernes Gerät von Caterpillar, Liebherr und Volvo ist im Einsatz.

Ich schiebe wieder über einen mindestens 600 m hohen Pass. Die Aussicht über die Küstenberge ist phantastisch. Beim Abstieg beobachten mich Jugendliche, Zigaretten oder Backschisch fordernd. Ich halte Mittagspause in einem Stapel Betonröhren, der mich von der Straße abschirmt, aber eine herrliche Sicht in die grüne Bergwelt bis zum Mittelmeer erlaubt. Die andalusische Küste erscheint zum Greifen nah. Kein Wunder, dass immer wieder Afrikaner versuchen, mit einem Boot illegal überzusetzen.

Die ersten 30 km sind durchgehend Baustelle, das kostet Zeit. Am Ende der gesperrten Straße kommt ein eher suspekter Ort mit Basar auf der Hauptstraße. Von hier sind es noch 35 km auf einer gut ausgebauten aber sehr bergigen Strecke entlang der Küste.

Die bisher freundlich grüßenden Bauarbeiter entlang der Straße werden nun ersetzt durch herumlungernde Jugendliche, die hinter mir her johlen, hinter mir her rennen und immer wieder Backschisch fordern. Mir wird immer unwohler.

Auf den letzten 10 km schaue ich weder rechts noch links. Es geht durch die triste Vorstadt von Tanger. So beängstigend unsicher habe ich mich zu keiner Zeit meiner Südamerikareise gefühlt.

Die Suche nach der JH verläuft ergebnislos. Man kennt weder die Straße noch die JH. Ein englisch sprechender "Engel" in Gestalt eines Marokkaners rettet mich schließlich von der Avenida Espagnol und führt mich zu einem alten, preiswerten Hotel ("Anjou"). Dort kostet das Zimmer nur 136 Derham (= 27 DM), bei Doppelbelegung nur 5 DM mehr - mit eigener warmer und funktionierender Dusche.

Ich gehe gleich nochmal los zum Geldwechseln. Nach längerem Herumfragen finde ich noch einen offenen, offiziellen Wechselschalter. (100 DM = 512 Derhams). Ich kaufe Brot (Baguette für 1.20 Derham = 24 Pfg) und Orangen (Kilo für 40 Pfg). Trinkwasser ist aber teuer: 2 Liter kosten 1DM, dafür gab es in Spanien 5 Liter.


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