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Heute nun ist mein Ziel die Nordküste, die Stadt Pollenca. Dass der Ort ein erhebliches touristisches Potential hat, zeigt sich bei den Hotelpreisen. Wieder telefoniere ich alle Nummern im Lonely Planet durch. Nur im Hotel "Desbrull" ist noch ein Zimmer zu haben - für 88 Euro ! Es ist auch dort das letzte für heute, ab morgen ist auch dieses Hotel ausgebucht.
Nach dem vielseitigen Frühstück im Hostal (für 6 Euro üppig) Geht’s wieder auf die Piste. Über eine verschlafene, einspurige Nebenstraße erreiche ich Lloseta - über einen 260 m hohen Pass. Eng wird selbst für Radfahrer, wenn ein breiter Traktor entgegen kommt. Immer den zahlreichen Hinweisschildern nach Inka oder Palma ausweichend fahre ich am Rand der Tramuntana entlang über Biniamar, Selva, Moscari, Campanet. Zunehmend kommen mir mehr Rennradfahrer entgegen - fast alle deutsch sprechend.
Auf dem letzten Abschnitt bemerke ich, dass ein Riss im Mantel des Vorderrades sich zunehmend vergrößert. Ich entdecke dort einen fest sitzenden Glassplitter, der glücklicherweise den Schlauch noch nicht erwischt hat. Da dieser sich von Außen nicht entfernen lässt, hilft nur, das Vorderrad auszubauen, den Mantel in diesem Bereich abzuheben und den Splitte von innen heraus zu drücken. Das gelingt auch. Zufällig kommt gerade jetzt ein Fahrrad-Service-Fahrzeug an dieselbe Stelle, weil bei einem geliehenen Rennrad eine Speiche gerissen ist. Ich frage, ob der junge Monteur einen Ersatzmantel dabei hat - nur in seinem Shop in Port de Pollenca. Zur Sicherheit steckt er zwischen Schlauch und gepiektem Mantel einfach ein Stück Pappe. Beim Wiedereinbau des Rades stelle ich fest, dass im Schlauch eine klebrige Flüssigkeit wabert, die das Ventil in der Reparaturzeit verklebt hat. Beim Versuch, dennoch Luft in den Schlauch zu pumpen, bricht die Luftöse bei der Pumpe ab - Totalschaden ! Nach kurzem Schreck erinnere ich mich, dass ich aus Südafrika einen Adapter für Fahrradventile mitgenommen habe, der es mir erlaubt, das Rad mit der neuen Hochdruckpumpe aus Split (Autoventil) aufzupumpen. Das gelingt hervorragend - welch internationales Zusammenspiel !
Die letzten 16 km lege ich nicht auf der holprigen Radroute am Hang der Tramuntana zurück, sondern parallel zur MA 13 –Autobahn. Dort ist die ehemalige Straße erhalten geblieben und steht dem autobahnfernen Verkehr zur Verfügung. Die letzten 11 km nach Pollenca sind dann auf zweispuriger Straße gemeinsam mit dem Fernverkehr zu nutzen. Das ständige Auf und Ab, der schnelle Überholverkehr, die zunehmende Hitze machen die Fahrt anstrengend. 3 km vor dem Ziel lege ich daher eine Rast ein und führe mir mit einer Orange neue Energie zu. Ein dichtes Netz winziger Ameisen unter dem Gras macht das Hinlegen aber unmöglich.
In Pollenca finde ich das Desbrull sofort. Das Zimmer besitzt wieder ein Doppelbett - das ist der Kostennachteil des Alleinreisenden ! Nach ausgiebiger Dusche bin ich fit für den Stadtrundgang. Beim schlendern durch die Gassen finde ich einen "Eroski": Saft und Wasser werden getankt. Ohne Gepäck erklimme ich dann den Calvari-Berg: 365 Stufen führen nach oben und erlauben dort eine atemberaubende Rundumsicht: von der Tramuntana über die Halbinseln im Mittelmeer bis zum gegenüber liegenden Klosterberg.
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