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10. Tag: Soller - Mirador de ses Barques - Soller (zu Fuß) (10 km)
Sa, 12.09.2015


Heute ist Wandertag. Auf der Toilette studiere ich die mitgebrachte Wanderkarte - vergesse aber, sie wieder mitzunehmen. Nach dem einfachen Frühstück ist sie verschwunden - ausgerechnet die in Deutschland mühsam bestellte Falk-Wanderkarte Mallorca ! Alles Nachfragen hilft nichts - niemand hat sie abgegeben.

Ich starte mit dürftigen Informationen aus dem Lonely Planet. Im ersten Schreibwarenladen am Marktplatz ist sie glücklicherweise gleich mehrfach vorrätig. Für 9.99 Euro ist der Verlust wieder ergänzt.

In den Gassen von Soller ist heute Markttag mit vielen Verkaufsständen zusätzlich zum Marktgebäude. Noch herrscht Ruhe – der erste Zug aus Palma trifft erst um 11:00 Uhr ein. Ich wähle die schmale Ortsstraße nach Biniaraix, einem idyllischen Dörfchen, das noch zu Soller gehört. Von dort geht es weiter zum Vorzeigeort Fornalutx. Es soll zwar einen Wanderweg dorthin geben. Dieser ist in Biniaraix aber nicht ausgeschildert. Eine Vielzahl von Wegen führt nur zum nächsten Gehöft, also bleibe ich auf der Fahrstraße. In Formalutx lassen sich die Serpentinen der Fahrstraße durch einen Treppensteig abkürzen. Sehr ursprüngliche Häuser aus Naturstein bestimmen das Ortsbild. Vieles erinnert an die Dörfer der Provence.

Am oberen Ende des Dorfes beginnt ein steiler Treppenweg "Carrer Tramuntana". Ich vermute, dass er hoch auf dem Bergrücken führt. Die Beschilderung ist unklar, die Namen der Ziele tauchen nicht auf de Wanderkarte auf. In steilen Serpentinen windet sich der Weg zwischen den fast 4 m hohen Trockenmauern bis auf 600 m Höhe. Die zu den Mauern gehörenden Terrassen wurden schon im Mittelalter angelegt, um hier in den Bergen Landwirtschaft betreiben zu können. Heute sind sie meist mit Oliven- und Karobbäumen bepflanzt. In den tieferen Regionen wachsen Orangen- und Zitronenbäume.

Am oberen Ende treffe ich auf die Passstraße M 10 nach Lluc. Ein englisches Paar erklärt mir, dass die Fortsetzung des Weges zu einer hübschen Hochebene führt mit Blick ins Tal und über das Meer. Ich steige also weiter, oben lege ich am Jagdhaus eine kurze Rast ein. Dann wende ich mich talwärts. Ein ehemals befahrbarer Weg führt in langen Serpentinen abwärts, endet an einem verschlossenen Tor, das jedoch seitlich einen Durchgang für Fußgänger erlaubt. Auf der Außenseite des Tors wird vor Hochwildjagd und Schusswaffengebrauch gewarnt !

Über 2 km Straße gelange ich zum Aussichtspunkt "Mirador". Von dort führt ein steiniger, ungepflegter Pfad wieder hinunter nach Soller - kein leichter Gang mit meinen Treckingsandalen. Es ist inzwischen 17:00 Uhr - ich bin heute 7 Stunden unterwegs gewesen.

Nach dem Picknick im Hostalzimmer gönne ich mir den Vorabendgottesdienst um 19:00 Uhr in der Kathedrale. Er ist komplett in "mallorquinisch" (= katalan) - einer Sprache, die nur wenig mit dem Spanischen verwandt ist. Sie besitzt viele Nasale und zum Teil harte konsonantische Wortenden.

Ein letzter Rundgang durch die abendlichen Gassen erlaubt Einblicke in die Empfangshallen der Bürgerhäuser. Nach der (halboffenen) Holztür außen folgt eine Glastür zum Foyer. Die Wohnräume liegen dann eine halbe Etage höher. Der Empfangsbereich ist oft aufwändig gestaltet: Immer findet man eine Truhe und einen Schaukelstuhl.


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