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15. Tag: Freitag, 11.10.2002
Lamezia - Paola (ca. 60 km)


Es regnet, als ich morgens aufwache. Ich stehe um 7:00 Uhr auf, denn diese letzte Etappe muss ich - egal was passiert - heute schaffen. Beim Abschied lädt mich der Hotelier noch zum Frühstück ein. Eine Art Frühstücksbuffet ist vorbereitet - mit italienischen Zutaten, also nur Süßes. Der Kafee umfasst gerade mal 2 qcm - ich halte mich an den Orangensaft. Vor 9:00 Uhr geht's los. Es hat inzwischen aufgehört zu regnen. Rückenwind schiebt nach.

Links neben mir über dem Meer braut sich ein kräftiges Gewitter zusammen. Hoffentlich erwischt es mich nicht auf einem der endlos erscheinenden geraden Abschnitte ohne Ortschaften. Ich habe Glück: Bei den ersten schweren Regentropfen flüchte ich mich unter das 4 m breite Vordach eines Möbelgeschäfts. Der Sturm peitscht den Regen anfangs allerdings weit unter das Dach. Es geht ein Gewitterregen nieder, der die Straßen zu Schwimmbahnen macht. Den hätte ich nicht auf freier Landstraße erleben wollen.

Nach einer halben Stunde ist alles vorbei. Es bleibt bewölkt aber freundlich. Ich komme auch weiterhin schnell voran, so dass ich schon um 12:00 Uhr in Paola bin. Mein erster Weg führt mich zum Bahnhof hinunter, um dort in der Nähe ein Hotel zu finden. Alle Nachfragen ergeben aber, dass es Hotels nur oberhalb des Ortes beim "Santuario" gibt. Also schiebe ich den ganzen Berg wieder hoch.

Das erste Hotel ist ausgebucht (!), eine Pilgergruppe isst gerade zu Mittag. Im zweiten habe ich Glück. Nach kurzem Verhandeln komme ich wieder für 30 Euro unter. Im Zimmer verzehre ich die letzten Reste des Proviants als Mittagessen. Dann gönne ich mir eine ausgedehnte Pause - auf dem Bett liegend. Bis 17:00 Uhr haben jetzt sowieso alle Geschäfte geschlossen.

Der Nachmittagausflug führt mich zuerst zum "Santuario". Dieses ist heute ein Kloster mit Kirche, in dem ein heiliger "Francesco" verehrt wird, der hier gelebt hat. Die Anlage ist beeindruckend in und über einer Schlucht gruppiert. In zweiter Reihe in den Berg gebaut ist eine riesige neue Pilgerkirche von ausnehmend schöner Gestaltung - trotz moderner Betonarchitektur. Ich werde an die großen neuen Moscheen in Marokko erinnert - eine Oase der Ruhe und Schönheit im Alltagschaos.

Erst mit einsetzender Dämmerung fahre ich wieder hinunter in die Altstadt. Am zentralen Platz sind alle Geschäfte gruppiert, so dass ich Proviant für heute Abend und die lange Reise morgen einkaufen kann. Nach ausführlichem Abendessen beginnt eine kurze Nacht. Um 4:30 Uhr klingelt morgen der Wecker.


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