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16. Tag: Samstag, 12.10.2002
Die Rückfahrt (Paola - Neapel - Rom - Florenz - München - Mannheim)


Frühmorgens geht alles seinen üblichen Gang: Frühstück, Gepäck einräumen. Um 5:30 Uhr wird das Fahrrad bepackt. Das Hotel ist noch dunkel. Ich komme aber raus, hatte gestern schon bezahlt. Das Rad rollt durch die dunkle Stadt, die steilen Serpentinen hinab. Schon 5:45 Uhr bin ich am Bahnhof Paola. Einzelne Pendler stehen schon frierend am Bahnsteig. Ich nutze die Zeit bis zur Abfahrt um 6:19 Uhr zum Tagebucheintrag für gestern. Pünktlich fährt der Regionalzug aus Cosenza ein, der mich nach Neapel bringt. Der letzte Wagen hat zwar kein Fahrradabteil wie angekündigt. Neben der defekten Klotür lässt sich das bepackte Fahrrad trotzdem gut abstellen.

Die schöne tyrrhenische Küste erlebe ich heute zum ersten Mal am Tag. Überall herrscht bereits Herbststimmung. Die Strände sind leer, die Freizeithäfen verlassen. Die Bahnlinie wechselt mehrfach ins Hinterland. Dort hängen tiefe Nebel in den Tälern. In Neapel herrscht heute Dauerregen. Also nehme ich gleich den nächsten Zug nach Rom. Nur samstags haben diese Züge auch Fahrradabteile. In Latium kommt die Sonne heraus. Die fruchtbaren braunen Felder werden nochmals mit neuem Gemüse bepflanzt - eine freundliche Landschaft.

In Rom bleiben zwei Stunden für eine kurze Stadtrundfahrt - einmal zum Forum Romanum, zum Titusbogen und zum Colosseum. Viele Brautpaare lassen sich vor dieser Kulisse fotografieren oder filmen. Der Straßenzustand ist allerdings erschreckend. Zum Teil öffnen sich reifenbreite Spalten zwischen dem aufgewühlten Kopfsteinpflaster.

Pünktlich um 15:14 geht's mit dem Interregio (Zwei-Stunden-Takt) nach Florenz. Dort ist es um 18:51 Uhr schon dunkel. Ich verbringe die Wartezeit am äußersten Ende von Bahnsteig 8 und beobachte die zahlreichen und abwechslungsreichen Zugbewegungen. Bis zu 70 Minuten Verspätung werden vom Intercity aus Kalabrien gemeldet.

Endlich wird unser "DB-Nachtzug" bereitgestellt, noch ohne Lok, also ohne Licht. Schon stürmt eine Gruppe von 4 älteren Herren mit hochbepackten Fahrrädern auf das einzige Fahrradabteil zu. Noch eine Gruppe Jugendlicher folgt. Damit sind alle 8 Plätze belegt. Zuletzt sind 14 Fahrräder auf den 8 Stellplätzen gedrängt. Ich dränge mich dazwischen, so steht mein Fahrrad neben den offiziellen Fahrradständern . Ich kann wenigstens das Vorderradgepäck festgeschnürt lassen. Das restliche Gepäck muss zum 4 Wagen entfernten Liegeabteil. Dort drängen sich gerade schwerbepackte Reisegruppen in die engen Gänge des Liegewagens aus den sechziger Jahren. Ich finde Platz unterhalb einer Familie mit 5 Mitgliedern. Sie nehmen den zusätzlichen Gast freundlich und gelassen.

Pünktlich beginnt die rasante Fahrt. Nur in Bologna und in Verona kann man noch zusteigen. Die meisten Neuzugänge stürmen aber zu den Sitzwagen. Erst nach der Abfahrt in Verona lege ich mich zur Ruhe. An Schlaf ist nicht zu denken, die Hüfte schmerzt auf der harten Liege.

Schon eine Stunde vor Ankunft in München bin ich wieder auf den Beinen. Auch hier begrüßt mich Dauerregen

Auf die Minute pünktlich sind wir in München. Da nur 13 Minuten Umsteigezeit zum Intercity nach Mannheim vorgesehen sind, beeile ich mich, als erster aus dem Wagen auszusteigen, um zum Fahrradabteilwagen zu laufen. Keine Sekunde zu früh bin ich dort, um mein Fahrrad entgegenzunehmen, das von den Jugendlichen entladen wird. Schnell sind Satteltasche, Provianttasche und Schlafsack wieder verzurrt. Zuerst schiebend durch die große Zahl der Aussteigenden, dann fahrend am Intercity entlang zum führenden Schiebewagen mit Fahrradabteil gelange ich rechtzeitig auf meinen reservierten Platz.

In den Doppelstockzug von Manheim nach Böhl-Iggelheim kann ich das Fahrrad ebenerdig hinein schieben - welcher Luxus. Eine Wandergruppe startet gerade zu einem Sonntagsausflug in den Pfälzer Wald und wundert sich über den weitgereisten Radfahrer...


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