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Im IC aus drei Wagen mit Diesellok ist der klimatisierte Erstklasswagen zur zweiten Klasse degradiert. So genieße ich die Fahrt im gläsernen Abteil der sehr italienischen Komfortwagen aus den sechziger Jahren. Nachdem die letzten Berufspendler aus Reggio um 8:20 Uhr ausgestiegen sind, bin ich fast allein im Wagen.
Die Strecke fasziniert durch die Vielseitigkeit der gesamten ionischen Küste - meist sanft vom Hügelland ins flache Meer übergehend, einmal mit Dünen, selten mit Felsen am Strand. Dahinter türmen sich die kalabrischen Berge mit kleinen Bergstädtchen wie Gerace.
In Taranto unterbreche ich die Fahrt (nach 6.5 Stunden) für einen Stadtrundgang. Die Altstadt ist dermaßen am zerfallen wie ich das in Kalabrien und erst recht in Sizilien nie erlebt habe. Alle Paläste sind bereits entkernt, nur noch hohle Fassaden. Die Neustadt ist eher martialisch weitergebaut. Taranto ist Stützpunkt der Kriegsmarine Italiens. Den Gipfel stellt aber das im Mussolinistil errichtete Regierungsgebäude dar - wie eine Monsterburg.
Um 16:13 fährt ein echter "Pendolino" der ersten Serie über die Gebirgsstrecke von Metaponto nach Salerno. Ich sitze im ersten Wagen am Fenster, kann also abwechseln Lokführersicht oder Fensterplatzblick geniessen. Die Strecke ist durchgehend eingleisig aber in den achtziger Jahren elektrifiziert und für schnelle Kurvenfahrt ausgebaut worden. Südlich von Potenza hat die Strecke wohl nur noch Bedeutung für die beiden täglichen Zugpaare nach Rom - der Regionalverkehr läuft besser mit dem Bus. Bei so lange eingleisiger Strecke mit einigen Begegnungen zwischen Potenza und Battipaglia ist eine Verspätung nicht zu vermeiden. Zum Glück habe ich 32 Minuten Umsteigezeit in Salerno, 12 Minuten bleiben davon übrig. Der letzte Zug bringt mich durch die Nacht in 3 Stunden wieder zurück nch Goia Tauro, während ich diesen Tagebucheintrag schreibe.
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