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58. Tag: Zehdenik - Berlin (70 km)
Di, 27.09.2011


Heute morgen zeigen sich bei mir alle Symptome der Schimmelbelastung: Kopfweh, Husten, Halsweh. Außerdem habe ich sehr schlecht geschlafen. Schon um 7:00 Uhr bin ich beim selbst gemachten Frühstück. Kurz nach 8:00 Uhr gehts weiter über Liebenwalde Zehlendirf, Mühlenbeck, Schildow auf der B 96.

Mehrfach wird der Verkehr nach Berlin auf die Autobahn bei Oranienburg abgeleitet, so dass ich am Schluss auf einer verkehrsarmen Dorfstraße radle. Das Land ist agrarisch genutzt. Von der Nähe der Millionenstadt merkt man lange nichts. An der Gemarkungsgrenze sieht man noch den vegetationslosen Grenzstreifen zur Stadt Berlin.

Bald beginnen durchgehende Radwege bis zur Innenstadt. Die B 96 führt direkt bis zum Alexanderplatz. Dort versuche ich, Mittagspause zu machen. Leider hängen dort auch viele Bettler und Arbeitslose herum, die abenteuerliche Geschichten erfinden, um Mitleid zu erregen. Also radle ich weiter auf der großen Ost-West-Achse.

Unzählige Baustellen bringen den Verkehr auf der Straße "Unter den Linden" zum Erliegen. Das Brandenburger Tor ist völlig gesperrt wegen der Aufbauten zum Nationalfeiertag am nächsten Wochenende. Als Radfahrer kann ich mich trotzdem durchschlängeln über Gehwege und Nebenwege durch die Parks.

Das geplante Hostel "Sleep Cheap" liegt in Charlottenburg am Spandauer Damm gleich hinter der Autobahnzufahrt. Mal wieder ist das Haus angeblich fast ausgebucht. Ich bekomme dennoch ein Bett im Viererzimmer für 15 Euro, in dem ich noch allein bin.

Nach kurzer Mittagsruhe legt sich endlich das Kopfweh, die Haldsentzündung bleibt leider. Ich radle noch ein Stück weiter nach Westen bis zu einem China-Restaurant. Es gibt ein Mittags-Buffet (bis 15:30 Uhr) für 7.90 Euro. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen.

Die zweite Tour führt wieder zurück nach Osten zu den Linden. Kurz ist der Abstecher in den schönen Park vom Schloss Charlottenburg. Alle Räume des Schlosses werden inzwischen als Museum vermarktet.

In der Stadt erhalte ich den Hinweis, dass im "Kulturkaufhaus Dussmann" Informationen über alle Kulturveranstaltungen in Berlin zu haben sind. Tatsächlich erfahre ich dort, dass in der Philharmonie jeden Abend Konzerte stattfinden, heute "Judas Maccabäus" von G.F. Händel. Ich kaufe bei Dussmann noch den lange gesuchten "Lonely Planet Germany", dann suche ich das Konzerthaus.

Für 14 Euro gibts die preiswerteste Karte. Wie immer kann ich vor Beginn auf bessere Plätze aufrücken. Ein bewegliches Orchester mit Original-Instrumenten erzeugt einen sanften Barockklang als Begleitung. Der Berliner Figuralchor singt eher zurückhaltend. Überraschend ist die hervorragende Stimme des Countertenors, der bei den zahlreichen Duetten mit der Altistin klar überlegen wirkt. Insgesamt ist es ein sehr schönes Stück Barockmusik - ohne die Wucht eines "Messias".

Dank des durchgehenden Radwegs gelange ich auch um 22:00 Uhr noch ungefährdet zurück ins Hostel. Vereinzelt bieten die Damen bereits ihre Dienste an - viele im Wohnmobil auf dem Parkstreifen längs der Straße.


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