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Der Morgen weckt mich mit strahlendem Sonnenschein - eine angenehme Überraschung nach dem verregneten gestrigen Morgen. Mein Frühstück bereite ich erstmals selbst. Es gibt einen Wasserkocher von der Pension, so dass der Morgentee schnell bereitet ist. Zuerst muss ich nun tschechische Kronen besorgen. In einer Wechselstube in der Fußgängerzone gibt es für 100 Euro 2308 Kronen.
Ich starte auf dem "Weg 204", der Radroute entlang des Flüsschens Eger. Gestern hatte ich mir eine passende Radkarte für das Gebiet Karlsbad besorgt. Der Anfang ist vielversprechend asphaltiert - dann gehts weiter parallel zur Bahn auf schmalen Provinzstraßen. Leider endet die Herrlichkeit nach 6 km: Auf der folgenden Schotterstraße möchte ich - mit Gepäck - nicht weiter fahren. Also kehre ich zu meinem ursprünglichen Plan zurück, die Nebenstraßen über Treben, Kacerov, Chlum, Citice nach Sokolov zu nehmen. Die Route verläuft leicht hügelig oberhalb der Egertals, fast verkehrsfrei. Lästig sind - wie so oft - die von mir so genannten "Drecklaster" , die - scheinbar sinnlos - leer oder mit Erde, Sand oder Ähnlichen - hin und her über die Dörfer rasen.
In Chlum entdecke ich ein Kloster mit großer Wallfahrtskirche "Mariae Himmelfahrt". Im September ist wieder eine große Fußwallfahrt von Franken hierher geplant. Die Barockkirche erstrahlt frisch renoviert in ihrer ursprünglichen Pracht. Kurz vor Citice überrascht mich ein heftiges Gewitter, dem ich aber durch die Flucht in ein Buswartehäuschen entgehen kann. Das Gewitter entlädt sich vor allem weiter östlich.
In Sokolov mache ich Mittagspause. Die Stadt ist geprägt von einem ehemaligen Braunkohletagebau, der inzwischen stillgelegt ist. Die Altstadt verwahrlost etwas. Daneben gibt es große Bezirke mit Plattenbausiedlungen.
Ich traue mich wieder auf den vom Bahnhof aus gut beschilderten Egerradweg. Er führt ab hier durchweg am Ufer der Eger entlang. Allerdings hat das Gewitter seine Spuren hinterlassen: tiefe Pfützen und jede Menge herabgerissene Zweige, um die ich herum kurven muss. In Stare Sedlo könnte ich auf eine parallel verlaufende Landstraße nach Loket ausweichen. Ich entscheide mich dennoch für die kürzere Weiterfahrt auf dem Egerweg. Anfangs ist er gut gekiest - fast wie Radrouten bei und. An einer Senke muss ich aber eine 20m lange Matschstrecke durchqueren. Ich versuche, weiter auf dem Rad zu bleiben - das Hinterrad hat ja eine "Schwalbe Marathon Cross"-Bereifung. Fatalerweise rutscht dann aber das zu schwer beladene Vorderrad seitlich weg. Ich kann nicht mehr gegensteuern und die ganze Ladung landet im Matsch !
Auf der linken Seite sind alle Taschen mit einer Matschkruste bedeckt, ebenso mein linkes Bein. Ich lade wieder alles auf und schiebe nun vorsichtig weiter. Erst muss der Dreck trocknen - dann lässt er sich leichter abbürsten. In Loket entdecke ich ein touristisches Kleinod: Auf einem von der Egerschleife umrundeten Bergrücken steht eine Burg und eine wunderschöne barocke Kleinstadt - ganz im österreichischen Stil. Ich erhole mich wieder von dem Schreck des Sturzes, lasse das Rad in der Sonne trocknen.
Für die letzten 10 km nach Karlsbad wähle ich jetzt die Straße über den Bergrücken. Sie führt durch die Außenbereiche einer großen Stadt, die man so nicht vermutet, wenn man nur den Kur- und Hotelbereich kennt. Im Zentrum suche ich vergeblich nach der Touristeninformation. Die im JH-Verzeichnis von 2006 eingetragene Jugendherberge gibt es nicht mehr. Also lande ich schließlich in einer gepflegten Pension oberhalb des Tales. Das (Doppel-)Zimmer kostet zwar 40 Euro, bietet aber einen wunderschönen Blick über die Stadt und ihren Kurbezirk.
Die Schlammkruste kann ich noch vor dem Hochtragen des Gepäcks abbürsten. Nach der Dusche starte ich zu einem Stadtrundgang: Die Hotelzone wurde seit meinem letzten Besuch 2005 weiter verschönert. Es fließt viel russisches Geld in diese Stadt...
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