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Den Tag kann ich noch in Bahia Blanca verbringen. Der Zug fährt erst gegen 22:00 Uhr. Der erste Weg führt zum Supermarkt, Proviant auffüllen. Ich finde eine günstige Mailmöglichkeit im Uni-Bezirk (2.50 $ pro Stunde).
Am Rande des Nobelviertels liegt ein hässlicher Betonbau für den agrarwissenschaftlichen Teil der Uni. Die übrigen Teile der Uni liegen in alten Gebäuden im Westteil der Stadt.
Auf dem Weg dorthin schiebe ich das Rad auf einem Trampelpfad über die Bahnlinie. Auf der
anderen Seite stecken in jedem Reifen mindestens 10 Kletten mit nadelspitzen Dornen, die
minenähnlich mehrfach die Schläuche perforieren. Beide Schläuche haben jetzt etwa 10 Löcher !!!
Um diesen GAU zu beheben, müssen neue Schläuche eingezogen werden. Einen habe ich noch in
Reserve. Den zweiten muss ich kaufen. Es ist jedoch 13:00 Uhr, alle Fahrradgeschäfte haben bis
16:00 Uhr geschlossen. Also zurück zum Hotel schieben, Schlauch wechseln. In jedem Mantel
steckt mindestens nochmal ein abgebrochener Dorn, zum Glück kontrolliere ich die Mäntel vor
dem Wiedereinbau.
Den vorderen - bisher neuen - Schlauch versuche ich, mit 4 Flicken zu reparieren. Jetzt hält
die Luft wenigstens für 30 Minuten. Um 16:00 Uhr kann ich so zum Fahrradhändler fahren, dort
nochmals den Schlauich wechseln. Um 17:00 Uhr, 4 Stunden später, ist der Schaden behoben.
Nun besuche ich doch noch die Uni-Gebäude in der Weststadt. Im alten Hauptgebäude sind die Mathematiker unterm Dach einquartiert. Morgen beginnen die Vorkurse zum Angleichen der Kenntnisse. Ein Assistent löst an der Tafel eine Reihenentwicklung. Nicht nur die alten Hörsäle erinnern an Mainz vor 30 Jahren.
Um 19:00 Uhr bin ich wieder am Bahnhof, lade das Gepäck schon in den Zug und gebe das Fahrrad
auf. Umständlich rangiert die Diesellok einen alten Autotransportwagen an den Zug, auf dem
jetzt Lokachsen transportiert werden. Pünktlich geht die Fahrt los, zunächst im gewohnten
Vorortzugtempo über die festgefahrenen Schotterbettungen der Stadt. Außerhalb geht's dann aber
schneller. Ein Gleis der (ehemals) zweigleisigen Strecke ist wieder gerichtet - 80 km/h sind
möglich. Bei jeder Weiche muss jedoch auf 40 km/h runtergebremst werden.
Die Klimaanlage des Pullmannwagens wird von einerm Unterflur-Dieselmotor angetrieben, der die Abgase einfach auf den Bahnsteig bläst. Der Dieselmotor des Speisewagens hat zwar einen Auspuff nach oben, dafür funktioniert die Klimaanlage aber nicht. Also bleiben alle Türen offen, einschließlich der Einstiegstüren des Pullmann-Wagens. So kann ich - trotz des hohen Tempos - Abschnitte der Strecke auf dem offenen Perron genießen.
Schlafen im "Liegeseel" ist nur eingeschränkt möglich. Er ist für mich zu kurz, meine Füße ragen über die Stützen hinaus. Ich versuche, sie hoch über die Rückenlehne des Vordermannes zu legen. Leider ist auch dieser Platz belegt. Ein paar Stunden Schlaf sind so aber möglich.
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