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Nach 5 Tagen "on the road" und 400 km auf der Routa Nacional 9 bin ich nun am ersten Etappenziel in Cordoba angekommen. Dies ist die drittgrösste Stadt Argentiniens - und es gibt wieder preiswerte Internetzugänge. (3$/h)
Vor der Fahrt auf der Hauptstraße hatten mich ja viele gewarnt: Man
braucht starke Nerven, wenn gleichzeitig 2 Fernlastzüge sich begegnen und der
eine an mir vorbeifährt. Der Abstand ist oft nur wenige Zentimeter.
Die Fernstrasse hat zum Glück durchgehend einen breiten aber
nichtbefestigten Seitenstreifen, auf den ich dann notgedrungen "ausweichen" muss.
Radfahrer kommen in Argentinien eigentlich nur in den Orten vor (dort sehr zahlreich). Außerorts scheint es keine Regeln für das Verhalten mit Radfahrern zu geben: von grosszügigem Überholen bis zum bewussten Abdrängen von der Fahrbahn kommt alles vor. Die Argentinier selbst fahren deshalb meist freiwillig mit dem Rad auf dem unbefestigten Seitenstreifen.
Die meiste Zeit ist der Verkehr aber relativ gering (für europäische Verhältnisse) obwohl die RN 9 die Hauptverbindung zwischen B.A. - Rosario - Cordoba - Tucuman und weiter nach Bolivien dastellt. Die Straßenoberfläche ist hervorragend (anders als in den Städten), sodass ich mit dem Trecking-Rad gut zurechtkommen.
Die Straße ist von uralten Alleebäumen gesäumt.Diese haben gegenüber Norddeutschland den Vorteil, dass sie gleich jeweils 5m vom Strassenrand weggepflanzt wurden, also der Strassenerneuerung nicht weichen müssen.
Unterwegs gibt es in jedem Ort ein oder zwei kleine Motels mit Zimmern für 10$ bis 17$, sodass auch das Übernachten kein Problem darstellt. Allerdings sind die Orte bis zu 24 km voneinander entfernt. An solche Abstände muss man sich erst gewöhnen.
Die Orte selbst sind alle nach einem einheitlichen Schachbrettmuster geplant mit dem Dorf-/Stadtzentrum am (ehemaligen) Bahnhof. Großzügige Parks laden mittags zum Picknick ein - und wenn ich wollte, könnte ich dort auch kostenlos das Zelt aufschlagen. An den Ortsrändern gehen die Straßen dann über in festgefahrene Erdwege, dort wohnt der ärmere Teil der Bevölkerung.
Allerdings sind auch die Häuser dort mit Strom und Wasser voll an die Infrastruktur angeschlossen. Zum Teil entstehen dort eigene Siedlungen der Stadt, die vermietet werden.
Die Häuser sind meist eingeschossige nicht unterkellerte Flachbauten mit grossem Garten nach hinten, der das Innere der Strassenquadrate ausfüllt.
Meine fünftägige Fahrt beinhaltete alle Schrecknisse, mit denen ein
Radfahrer wetterbedingt rechnen muss. Anfangs heftiger warmer (!!) Nordwind von
der Seite, der die volle Konzentration erforderte, nicht zu weit in die
Straßenmitte gedrängt zu werden (siehe überholende Lastwagen).
Dann ein drohendes Gewitter ca. 10 km südlich der Strasse, das zwar
kurze Schauer, dafür aber kräftigen Rückenwind erzeugte. Am dritten Tag
dann erwischte mich ein Gewitter, das selbst nach hiesigen Begriffen heftig
war. Über 4 Stunden lang ging ein sintflutartiger Regen nieder. Zum Glück
konnte ich mich vor einem Gemeindezentrum unterstellen. Der vierte Tag war
fast windstill, ich schaffte über 100 km. Gestern dann heftiger Gegenwind. Ich
dachte schon, es nicht mehr bis Cordoba zu schaffen. Da es aber 24 km vor
Cordoba, in Toledo kein Hotel gab (Ausnahme !!) musste ich dann doch in die
Stadt und auch noch quer hindurch bis zum städtischen Campingplatz.
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