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Von Mendoza nach San Rafael


Nach meinem Ausflug nach Santiago in Chile bin ich nun wieder zurück in Argentinien.

Den 24.12. gestalte ich sehr weihnachtlich. Morgens die Messe in der Kathedrale: 7 alte Herren feiern in Konzelebration die Messe, ein Ereignis, das nur die katholische Kirche bietet.
Um 12:00 Uhr in San Ignacius eine Aufführung der ersten beiden Teile des "Messias" (Weihnachtstexte). Der sehr gut singende Chor der technischen Universität wird von vier ausgebildeten Solisten und einem etwas hilflosen Organisten begleitet. Wenn man das tobende Orchester oder die sanften Flöten im Ohr hat, erscheint die Einheitsregistrierung der Orgel doch etwas eintönig. Insgesamt ein hochbejubeltes Konzert, das - wie schon am Donnerstag - stark kontrastierte mit dem südamerikanischen Sommer auf den Straßen.

Am Abend werden alle Gäste der JH eingeladen zu einem Weihnachtsbuffet. Dabei ergeben sich hochinteressante Gespräche über und mit Weltreisenden. Mit meinen drei Monaten bin ich eher am unteren Rand des Zeitskala. Einige nehmen sich drei Jahre Auszeit, um durch Südamerika zu reisen... Auch über die Gründe, aus dem gesicherten Alltagsleben auszubrechen, wird philosophiert. Jeder hat aber seinen eigenen, meist sehr privaten Grund dafür.

Am 25.12. dann die Rückkehr nach Mendoza, mit Bus. Ich bin gespannt, ob mein 5-teiliges Gepäck plus Fahrrad im Bus verschwinden würde. Der Packer schaute erst ungläubig, aber gegen ein Aufgeld von 5$ (US) wird alles verladen, das Fahrrad sogar unzerlegt.

Auf der Rückfahrt kann ich nochmals die vielfältigen Eindrücke der Andentäler von der Hinfahrt vertiefen. Das Wetter ist einmalig, ich habe (dank früher Buchung) den Panoramasitzplatz Nr. 1 im Bus(über den Fahrer).

In Mendoza steuere ich wieder CampoBase, die JH der Acongagua-Trecker an. Schon am Eingang werde ich herzlich begrüßt. Meine Andenfahrt war von einer der Trecking-Touren von CampoBase beobachtet worden.
An diesem Abend versammelt sich eine 20-köpfige holländische Erwachsenengruppe zum Start. Es ist interessant, die Ernsthaftigkeit der Vorbereitungen beim Gepäckladen zu sehen. Der Bergführer ist aus Österreich (Robert..) und vertieft jeden seiner Gruppenmitglieder in ein persönliches Gespräch,um sich ein Bild von der Verfassung seiner Truppe zu machen...

Am 26.12. geht's erst spät um 10:00 Uhr los, die Nacht ist laut und heiß gewesen, weil die Holländer erst nach Mitternacht vom Abendessen zurückkommen.

Endlich wieder auf Tour entlang der Routa 40. Die ersten 20 km sind eine vierspurige Autobahn, dennoch sind Radfahrer erlaubt. Nach Verlassen der Stadtstrukturen wird der Verkehr (wie immer) wieder äußerst gering. Dennoch komme ich nicht so gut voran. Leichter Gegenwind, schwüle Hitze und die Informataion des ACA, dass es weder in San Carlos noch in Poderitos ein Hotel gebe, bewegen mich, schon nach 80 km in Tunuyan zu übernachten.

Das heißt für die nächste Etappe 152 km !!. Start um 7:30 Uhr, Bis 10:30 Uhr bin ich in Poderitos, wo die Gartenbaukultur des Valle Uco aufhört. Es gibt dort doch ein Hotel (!). Nun beginnen 100 km steppenartige Wüste, also das reine Nichts. Mit etwas mulmigem Gefühl starte ich nach kurzer Stärkungspause im Stadtpark von Poderitos auf die Routa 143. Gleich zu Beginn Steigungen und Gegenwind, schlechte Voraussetzungen...

Langsam, oft im niedrigen Gang geht die Tour auf eine Hochebene hinauf, hinter der sich immer noch im Dunst sichtbar die 6000er des Tupungato-Massivs türmen. Der Wind kommt von der Seite und ist heute angenehm kühl.

Gegen 14:00 Uhr erst ein kleines Geräusch, dann Druckverlust im Vorderreifen: Der Mantel vorne ist durchgescheuert. Also Zwangspause, diesmal ohne Schatten und Baum, am staubigen Straßenrand. Den Ersatzmantel schleppe ich schon über die Anden mit, jetzt kommt er willkommen. Der Schlauch lässt sich flicken.

Gegen 15:00 Uhr geht's weiter, schätzungsweise noch 70 km (normalerweise eine Tagesetappe...). Wie ein Wunder kommt jetzt eine Etappe bergab zu einem (ausgetrockneten) großen Flusstal. Dort nochmals Ruhepause im Bushäuschen (wer hier wohl ein- oder aussteigt ?). Der Aufstieg aus diesem Tal ist dann der letzte Anstieg.

Im 5.ten Gang rolle ich jetzt schneller als erwartet San Rafeal entgegen. Gegen 20:00 Uhr bin ich dort. Die angezeigte JH muss wohl vor wenigen Tagen geschlossen haben. Die gesamte Einrichtung ist noch vorhanden, das Tor aber verschlossen. So komme ich im Hotel Esperanza fÜr 17$ (mit Frühstück) unter und genieße den Garten mit Sitzgarnitur zum Erholen.


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