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Von Bariloche nach Bahia Blanca


Der Rückweg gestaltet sich schwieriger als erwartet: Die Nachtfahrt im Schlafwagen von Bariloche nach Viedma ist ein Erlebnis für Bahnfreaks. Man stelle sich vor, die Museumsbahn nach Elmstein setzt einen Schlafwagen auf ihrer Strecke ein und rumpelt damit über ihr altes Gleis. Dies geht hier aber fast 900 km weit und dauert fast 16 Stunden. Faszinierend ist dennoch der Anfang der Strecke, wenn der Zug im Abendsonnenschein durch die Sierra kriecht.
Erinnerungen an den "Desert Wind" in USA werden dabei wach. Die Fahrt durch die Pampa geht dann mit etwas höherer Geschwindigkeit. Entsprechend rumpelt der Wagen. Zum Zeitvertreib ist ein Kinowagen aus früheren Zeiten eingestellt.
Heute werden Filme mit Video-Beamer gezeigt. Immerhin der erste echt argentinische Film, den ich auf der Reise gesehen habe.

Viedma besitzt einen Bahnhof, der aus einem Bahnsteig im Güterbahnhofsbereich außerhalb der Stadt besteht. Ich bin froh, mit dem Fahrrad das Gepäck abtransportieren zu können. Ansonsten machen die Taxis gute Geschäfte. Da der Nachbarort jenseits des Rio Negro Carmen de Patagones die interessantere Geschichte besitzt, beschließe ich, dort ein Zimmer zu suchen. Tatsächlich stehen hier noch Häuser, die 200 Jahre alt sind, also aus der Gründungszeit der Städte. Manche Ecke erinnert an spanische Kleinstädte. Patagones pflegt dieses Image auch besonders.

Anders sieht es in Viedma, der grösseren Hauptstadt der Provinz Rio Negro aus: die recht provinzielle Stadtstruktur besitzt kaum interessante Gebäude. Das beste an Viedma ist der langgestreckte Park am Ufer des Rio Negro.

Am So besuche ich zum erstenmal den Atlantik: Der Badeort 30 km östlich (Balneario El Condor) besitzt einen weitläufigen Strand im Mündungsbereich des Rio Negro. Natürlich fahren die Argentinier mit dem Auto bis hart ans Wasser, parken also im Sand.
Am Ortsrand beginnt die langestreckte Steilküste. Die 50m bis 100m höher liegende Pampa endet abrupt mit einer Steilklippe im Meer. Bei Ebbe legt das Meer einen schmalen Strandstreifen frei, sodass ich vor den Klippen entlangwandern kann (zwischen 4x4-Geländewagen, die auch diesen Teil des Strandes erobern).

Die Fahrt zurück nach Patagones verheißt Gegenwind für morgen in Richtung Bahia Blanca.

Am Mo starte ich trotz heftigem Wind mit vollem Gepäck auf der RN 3 in Richtung Norden. Wie immer ist die Straße außerhalb des Ortes fast autofrei.
Der Wind über der Pampa bläst heftig von der Seite. Nach 20 km ändert die Straße jedoch ihre Richtung um 45 Grad, sodass ich gegen den Teilgegenwind kaum noch ankomme. Die Landschaft verheißt kaum Höhepunkte. Drei Tage gegen den Wind ankämpfen, will ich mir dann doch ersparen. Also zurück nach Viedma. Um 13.00 Uhr bin ich am dortigen Busbahnhof, um 13.25 Uhr startet ein Luxus-Doppeldecker, der mich mit Gepäck und Fahrrad problemlos für 15$ nach Bahia Blanca bringt.

Dort suche ich ein Hotel in der Nähe des Bahnhofs (Roma für 12$). Zufällig steht gerade ein Museumszug im Bahnhof, der mit historischer Dampflok aus B.A. gekommen ist. Er soll übermorgen nach Viedma und dann weiter nach Bariloche fahren: also ist doch Verkehr möglich auf der Strecke nach Bariloche.
Am Fahrkartenschalter bedauert man, dass der Schlafwagen des Zuges nach B.A. nicht mehr funktioniert, ich also nicht wie geplant die Nachtfahrt im Schlafwagen verbringen kann. So nehme ich halt "Pullman" mit Liegesesseln für 23.10 $. Das Fahrrad soll allerdings nochmals 15$ kosten !!

Am Di besuche ich den Hafen bei Ing. White (ca 10 km im Süden). Er hat noch wesentliche Funktion als Getreide- und Öl-Umschlagplatz. Entsprechend umfangreich ist der Güterbahnverkehr zum Hafen. Erstmals ist ein Rangierbahnhof mit mehr als 20 Zügen bestückt, die auch alle noch fahrbereit sind. Im Hafen ist es eher ruhig: nur ein Getreidefrachter wird aus den Silos beladen. Am Rande eines verfallenden Kühlhauses nutzen Angler die Kais. Überall wird vor giftigem Schlick gewarnt.

Der Rückweg über eine alte Pflastersteinallee erinnert an Mecklenburg. Der befürchtete Gegenwind (aus Norden) wird gebrochen durch die Alleebäume.

Abends beobachte ich noch die Abfahrt der teilzerlegten Dampflok (die Antriebs- und Steuerstangen wurden demontiert) zusammen mit dem Museumszug und einigen Schrottwagen (es gibt Bremsprobleme). Weggeschoben wird das ganze von einer Güterzugdiesellok. Ob die Dampflok jemals in Bariloche ankommt ?

Für heute ist die Rückfahrt mit dem Nachtzug nach B.A. geplant (Abfahrt 20.20 Uhr).


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