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Ausflüge von Bariloche


Eine Woche Urlaub könnte man die letzten 6 Tage hier nennen. Vom festen Quartier der JH aus unternehme ich Tagestouren. Zuerst (am Sa) eine Rundfahrt durch die Stadt. Sie bietet die notwendige Infrastruktur für die ausgedehnten Feriensiedlungen der Umgegend, also Supermärkte, Ski- und Wanderaustatter, Banken und... eine Vielzahl von "Schokoladenfabriken". Hier wird allerdings nur eine undefinierte Schokoladenrohmasse mit verschiedenen Aromen, Früchten und Nüssen versehen und neu zusammengemischt. So schmeckt sie dann auch wie die Schmelzschokolade der Schokoladenfiguren bei uns - nur eingeschränktes Aroma.

Die Kirche (von 1945, Architekt Bustillo) ist ein Unikum: Außen sieht sie aus wie ein Schweizer Münster, innen besteht sie weitgehend aus einem rohen Betongerippe, das mit Bruchsteinmauerwerk gefüllt ist. Nur die Glasfenster sind fertig gerahmt. Immerhin ist Bariloche seit den 60igern Bischofssitz, mit 11 Gemeinden, davon allein 7 in Bariloche, der Rest umfasst dann etwa ein Gebiet vo 50.000 qkm (!!!).

Am So besuche ich die "Colonia Suiza". Nur das Gründungshaus von 1895 ist ein echtes Schweizer Blockhaus, das ein Walliser hinterlassen hat (heute Privatbesitz). Die Häuser des Dorfes sind zwar aus Holz, haben aber eher den Charakter amerikanischer Lodges. Das Besondere am So ist, dass eine "Feria", also ein Markt stattfindet, auf dem vor allem Essen angeboten wird. Ein besonderes Erlebnis ist das "Curanto": In einem Erdloch (2 qm) wird ein grosses Feuer abgebrannt. Die verbleibende Glut mit großen rhabarberähnlichen Blättern abgedeckt. Darauf legt man rohes Fleisch, Würste, Gemüse, Äpfel, gefüllte Kürbisse...Das ganze wird wieder mit Blättern, dann mit Sackleinen und schließlich mit Erde abgedeckt, bis kein Rauch mehr aufsteigt. Nach 1 h 15 min wird das ganze kunstvoll aufgedeckt und an die wartende Menge verteilt (Portion für 10$).

Auf dem Rundweg "3 Lagos" erlebe ich dann wundervolle Eindrücke von der Vielfalt der Seeufer der Seen, jeder hat seinen besonderen Charakter.

Für Mo und Di ist ein Ausflug nach Esquel (400 km südlich) zur "Trochita", der patagonischen Schmalspurbahn geplant. Der Bus braucht 4h 30min (15$). Dort ist die JH eine Privatpension mit Ermäßigung für Mitglieder. So wohne ich im Einzelzimmer mit Blick auf den Bahnhof (!!). Am Di um 9:00 erlebe ich das Vorbereiten der Schmalspurdampflok (Baujahr 1922, Henschel, Cassel) und das Zusammenstellen des Zuges aus Originalwagen belgischer Herkunft. Innen bestehen noch die Holzbänke (2+1) und der Holzofen für die Wagenheizung. Leider sind von den ursprünglich 402 km nur noch 20 km befahrbar. Auf diesen erlebe ich jedoch alle Besonderheiten dieser 75 cm- Bahn: Steigung am Berghang, Felseinschnitte, Anstieg um 180 m in mehreren Serpentinen, heftiger Seitenwind, der den Rauch verweht, Fahrt durch die patagonische Ebene mit beeindruckenden Bergen im Hintergrund. Die Fahrt verbringe ich natürlich weitgehend im Freien auf dem Perron. Nach der Rückkehr begleite ich das Lokpersonal beim Drehen der Lok auf der (Hand-)Drehscheibe, Auffüllen der ca. 20 Öltöpfchen (es gibt keine Zentralschmierung), kleine Reparatur der Dampfventilsteuerung am rechten Zylinder, schließlich Abfahrt des (wieder gut gefüllten) Nachmittagszuges.

Am Abend besteige ich noch den Hausberg "Cerro de la Cruce". Von dort kann man die ganze gefahrene Strecke überblicken, natürlich auch den Ort und die immer wieder beeindruckenden Schneeberge am Horizont.

Am Mi geht's zurück, diesmal für 13$ (TAC) und inclusive Mittags-Sandwich.

Am Nachmittag besuche ich von Bariloche aus noch den Wintersportort "Villa Catedral", der erste autofreie Ort den ich in Argentinien erlebe. Er nennt sich das bestausgerüstete Wintersportzentrum Südamerikas. Es gibt immerhin ca. 10 verschiedene Lifte und Seilbahnen an den Hängen des "Cerro Catedral" und eine Unzahl von Geschäften, die Skiausrüstungen verleihen.

Heute besteige ich den "Cerro Otto" (mit dem Fahrrad), da eine Fahrstraße der teuren Seibahn (20$) Konkurrenz macht. Das fantastische 360-Grad-Panorama oben ist ein Erlebnis. Zum erstenmal erlebe ich vorbereitete Wanderwege über die benachbarten Bergrücken, jeweils mit beeindruckenden Sichtfenstern auf die benachbarten Täler, meist mit ihren Seen. Das Refugio am Berg heißt "Berghof", der Schweizer Einfluss ist überall sichtbar. Der Abstieg ist (dank Fahrrad) eine schnelle Sache, sodass Zeit fürs Internt bleibt (3$ pro h).

Für morgen um 18.00 Uhr ist der Zug nach Viedma (am Atlantik) bereits gebucht, meine erste Schlafwagenfahrt in Argentinien. Das Fahrrad fährt im Gepäckwagen mit, sogar Pkws können mitgenommen werden. Dementsprechend wird der Zug auch gut genutzt.


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