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15. Tag: Wien - Bratislava (80 km)
Fr, 04.05.2007


Heute verlasse ich nun den deutschsprachigen Raum und überquere gleichzeitig die Grenze zum ehemaligen Ostblock - in die Slowakei. Ich verabschiede mich herzlich von meinen beiden Zimmergenossen. Beide sind überrascht von der Gepäckmenge, die ich aufs Rad lade.

Der Weg aus Wien heraus könnte auf der linken Donauseite eigentlich sehr einfach sein, wenn nicht zwei Baustellen zu Umleitungen führen würden. Die erste ist leicht gemeistert dank zweier benachbarter Donaubrücken, die zweite Umleitung führt jedoch zu einigen Irrungen. Beim Ölhafen Wien soll eine größere Umgehungsrunde eingeplant werden. Ich möchte stattdessen nach KLeinenzersdorf und dort auf die parallel laufende B3 wechseln. Ich erreiche diese schließlich auf Umwegen, vorbei an einem riesigen Kartoffelbauern, der bis nach Ungarn exportiert.

Bei Obernhausen zweige ich zur Ortsdurchfahrt ab, verliere mich aber dann auf einen unbefestigten Feldweg zum Nachbarort. Zu allem Überfluss ist ein kurzes Stück durch die Feldberieselung so aufgeweicht, dass das schwere Rad darin versinkt. Nur mit Mühe kann ich ein Absteigen in den Matsch verhindern. Der Schlamm setzt sich aber sofort zwischen Reifen und Schutzblech fest...

Im nächsten Ort wechsle ich wieder auf die stark befahrene B3 und bleibe bis Orth an der Donau dort. Hier ist schon Zeit zur Mittagspause, obwohl ich erst 31 Straßenkilometer von Wien entfernt bin. Der kalte Ostwind verhindert das Mittagsschläfchen auf der Parkbank.

Ab hier finde ich jetzt den durchgehenden Radweg auf der Donaudammkrone durch die Donauauen. Kurz vor Hainburg wechsle ich auf der Straßenbrücke die Donauseite. Bis hierher - kurz vor der Staatsgrenze - fährt die S-Bahn aus Wien. Ein kurzes Stück auf der Bundesstraße - zum Teil mit getrenntem Radweg - führt zur slowakischen Staatsgrenze. Mit einfacher Passkontrolle komme ich in die Slowakei. Die vielen internationalen LKWs verschwinden sofort auf der Umgehungsautobahn von Bratislava. Eine Art Schnellstraße führt ins Zentrum. Irgendwo habe ich aber den Absprung auf den begleitenden Radweg verpasst. Erst vor der vierspurigen Donaubrücke erscheint das Sperrschild für Radfahrer. Ein älterer Herr hilft mir, den Radweg zu finden. Dieser endet direkt in der Altstadt von Bratislava.

Ich frage mich durch zum Informationsbüro. Dort erhalte ich einen Stadtplan mit der Lage des Backpacker Hostels, das dem Hostelling International angegliedert ist. Ich bekomme ein Bett im Acht-Bett-Schlafsaal für 540 SKr. Also muss ich zuerst slowakische Kronen beschaffen. Die Visa-Karte hilft weiter.

Auf dem Weg in die Stadt komme ich an der Slowakischen Philharmonie vorbei. Es ist 18:00 Uhr. Um 19:00 Uhr beginnt das heutige Konzert. u.a. mit Bernsteins West-Side-Story-Sinfonie und Gershwins Rapsody in Blue. Eine Karte in der ersten Reihe Balkon kostet 270 SKr. (= 9 Euro). Da kann ich nicht widerstehen.

Schnell bringe ich das Rad zurück ins Hostel, ziehe mich um und gehe zu Fuß wieder zur Philharmonie. Der Fußweg dauert nur 10 Minuten.
Die BigBand der Philharmonie spielt zum Auftakt bekannte Jazz-Stücke aus der Zeit um 1930, leider mit etwas zu aufdringlicher Solovirtuosität. Dann tritt das volle Aufgebot von fast 120 Musikern auf die Bühne - allein zehn an verschiedenen Schlaginstrumenten. Die Bernstein- Sinfonie beeindruckt mit den bekannten Rythmen und Melodien, wenngleich der Klang manchmal zu breit und wuchtig erscheint. Die Rapsody in Blue überzeugt - auch wegen des guten Pianisten. Manche Tempi wirken etwas gehetzt.

Im Hostel ist noch Gelegenheit, Abendessen zu kochen. Endlich gibts wieder eine Selbstkocherküche und einen Gästekühlschrank.


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