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9. Tag: Eggenberg - Joanneum (12 km)
Di, 11.08.2020


Heute ist Museumstag. Da ich beim ersten Besuch in Schloss Eggenberg noch keine Jahreskarte hatte, konnte ich nur das Äußere des Gebäudes und den Park besichtigen. Jetzt, ausgestattet mit freiem Eintritt, nutze ich eine zweite Chance.

Kurz nach 10:00 Uhr bin ich wieder im Park. Die Führung durch die Räume im Schloss kann ich für 11:00 Uhr buchen. Bis dahin widme ich mich der umfangreichen „Alten Galerie“ in der zweiten Etage des Schlosses. Beeindruckende Skulpturen aus dem ausgehenden Mittelalter, ehemals für die Kirchen der Steiermark geschaffen, werden ergänzt durch Gemälde bis ins 18. Jahrhundert. Zwei große Brueghel, ein Cranach zeugen vom Reichtum der Sammlung. Zuletzt begrüßen mich –überlebensgroß und vergoldet – die Figuren von Joachim und Anna – welch seltene Darstellung.

Die Führung durch die Prunkräume im zweiten Stock wird von einer beeindruckend sachkundigen Dame geleitet: Hans Ulrich Eggenberg war ein kluger Jurist und Kaufmann – ohne Adelstitel – der sich im Dienst des frühen österreichischen Kaisers Ferdinand II. große Anerkennung erworben hat. Ursprünglich Schweizer Protestant, konvertierte er zum Katholizismus, um bei den katholischen Habsburgern mitwirken zu können. Zuerst war Graz Regierungssitz des Reiches. Wegen der strikten Gegenreformation durch die Jesuiten zog der Hof später nach Wien. Auch dort blieb Eggenberg zunächst intimer Berater des Kaisers und wurde dafür mit der Herrschaft über eine zunehmende Zahl von Provinzen belohnt. Zuletzt reichte seine Macht von Brünn bis zur Adria ! Als Regierungssitz wählte Eggenberg dann wieder Graz und baute als Familienschloss einen barocken Palast, der die Kaiserburg in Wien bei Weitem übertraf. Dass das Schloss seitdem bis heute nicht umgebaut wurde, ist einerseits dem frühen Aussterben der Dynastie Eggenberg z verda nken – der letzte männliche Stammhalter starb an Blinddarmentzündung im Kindesalter. Andererseits war die nachfolgende Familie – durch Heirat einer Eggenberg-Tochter in den Besitz gekommen – schnell so verarmt, dass sie das Schloss nur im Innern neu gestalten konnte. Mehr als 100 Jahre stand das Schloss dann unbenutzt und wurde früh an das Land Steiermark verkauft. Heute gehört es zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Der zweite Anlaufpunkt ist dann das Joanneum-Haupthaus in der Stadt. Nochmals widme ich mich der „Neuen Galerie“, der österreichischen Kunst der fünfziger Jahre und später. Zuerst blieb die Malerei sehr gegenständlich – wie sie vorher in der Zeit der Nationalsozialisten geduldet wurde. Erst spät schloss sich die Malerei dem Kubismus und Konstruktivismus an.

Der dritte Ausflug führt ins „CoSA“ (Center of Science Activities ) zwischen 15:00 und 17:00 Uhr. Vornehmlich Eltern mit Schulkindern nutzen den Experimentierbereich. Nur wenige physikalische Versuche können aber ohne Anleitung durchgeführt werden. Es gibt eine Krankenabteilung, wo man sich in die Gerätschaften am modernen Krankenbett einarbeiten muss. Weiter gibt es eine Umweltzone, die etwas vordergründige, kurze Filmchen zeigt zu Themen wie Strom, Nahrung, Verpackung, Mobilität. Zum Entspannen kann man sich zuletzt in einen dunklen Raum legen, der mit Musik beschallt und von künstlichem Sternenlicht beleuchtet wird.


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