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5. Tag: Basel -Luzern
Mo, 24.03.1997


Vor 15 Jahren hatte ich auf einer Tour über den Gotthard-Pass die Strecke bis Luzern in einem Tag geschafft.

Damals war ich aber von zuhause bis Basel in zwei Tagen gefahren. Inzwischen bin ich skeptisch, nach den Erfahrungen der letzten vier Tagen, ob meine Kondition dazu noch ausreicht.

Nach dem abgezirkelten Schweizer Frühstück geht es der Radwegebeschilderung folgend Richtung Sissach. An einer unübersichtlichen Kreuzung verliere ich sie kurz. Die begleitende Bahnstrecke leitet mich jedoch weiter . Alle Radrouten sind in den Orten der Schweiz mit dem Bahnhof verknüpft, sodass von dort eine verlorene Spur jederzeit wieder aufgenommen werden kann.

Ich folge der Bahnstrecke also bis zum Juraaufstieg. Den Schweizer Jura möchte ich jedoch abseits der Hauptrouten über eine Nebenstraße nach Aarau überqueren. Eine idyllische Waldlandschaft begleitet den Aufstieg. Erstmals muss ich bei starken Steigungen schieben. Noch am frühen Mittag ist der Kamm erreicht und es beginnt die rasante Abfahrt nach Aarau. Dabei höre ich ein schabendes Geräusch beim Bremsen am hinteren Rad. Ich stelle fest, dass die Bremsklötze schief abgeschliffen sind bis aufs Trägermetall und dieses jetzt Streifen in die Felge fräst. Ob ich dafür Ersatzteile bekomme ? Ich fahre noch, nur die Vorderbremse benutzend bis in die historische Altstadt und betrachte den Fehler auf einer Bank oberhalb des Aaretals. Mir kommt der Gedanke, dass ich die nicht abgeschliffene Hälfte noch nutzen könnte, wenn ich die Schleifklötze um 180 Grad drehe. Also Bremsklötze ausbauen, drehen, wieder einbauen und neu justieren. Es funktioniert !!

Nach kurzer Picknickpause geht es weiter ins Hügelland vor den Alpen.

Eine Überlandstraßenbahn begleitet mich beim sanften Aufstieg. Die beschilderten Radwege verlaufen jetzt vielfach über Feldwege, die wegen der feuchten Witterung durchweicht sind. Alternativ kann ich natürlich die durchgehende Landstraße nutzen.

Es beginnt leicht zu nieseln, zuwenig um das Regencape anzuziehen, zuviel, um nicht nass zu werden. Kurz vor Beromünster wird der Regen heftiger. Ich nutze das Regencape. Darunter schwitze ich wie in einer Sauna.

Der Straßenverkehr wird am späten nachmittag lebhafter . Ich weiche auf Feldwege aus. Anfangs sind sie asphaltiert. Schließlich verliere ich mich auf den Weg zu einem Berghof. Zurück will ich nicht, also wähle ich als Abstieg einen Wanderpfad, der steil ins Tal zurückführt. So umrunde ich Beromünster, ohne die schöne Altstadt zu sehen, lande aber auf der richtigen Straße nach Luzern. Ein Radweg begleitet diese jetzt durchgehend.

Am Horizont erscheint inzwischen ein beeindruckendes Alpenpanorama, allerdings dämmert es schon. Die Pkws kommen mit Licht entgegen. Endlich geht es abwärts ins Reusstal. Der Straßenverkehr nimmt mit der Nähe zu Luzern zu. Abwege kann ich mir jetzt nicht mehr leisten, da es dunkel wird. So schwimme ich im Verkehr mit. In der Stadt wird dies bei bis zu vierspurigen Straßen mit Ampeln und bei Dunkelheit allmählich kribblig.

Auf der Uferpromenade des Vierwaldstättersees begegne ich einem Jungen, der mich fragt, wohin die Fahrt geht. Zunächst zur JH in Luzern. Er fährt mir voraus, aber mit welchem Tempo !! Es geht wieder aufwärts in die Außenbezirke. Ich lege meinen Ehrgeiz hinein, mich nicht abhängen zu lassen. In 10 Minuten ist endlich die JH erreicht, so schnell hätte ich sie alleine nicht gefunden.

Ich habe Glück und es gibt noch ein Bett für mich. Erschöpft setze ich mich in den Aufenthaltsraum und esse aus eigenen Vorräten zu Abend.

Den nächtlichen Blick über den See möchte ich aber noch genießen. So rolle ich noch einmal in die Stadt hinunter und setze mich auf eine Parkbank, warm angezogen, denn es ist empfindlich kalt geworden.

Der Eindruck der glitzernden Lichter im See ist wunderschön.

Nach dem etwas entspannteren Rückweg zur JH falle ich müde ins Bett.


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