[ vorhergehender Tag] [Übersicht] [nachfolgender Tag]


12. Tag: Amsterdam (Stadt) (0 km)
Sa, 13.07.2019


Heute ist der erste Pausentag, um Amsterdam zu Fuß und mit der Straßenbahn kennen zu lernen. Das Hostel bietet eine „Free Walking Tour“ an (die im nachhinein gar nicht so frei ist). Am CheckIn Desk werden drei Gäste abgeholt aus den Philippinen, USA und Deutschland. Wir laufen zur nächsten Straßenbahnhaltestelle und fahren - auf unsere Kosten – zum zentralen Platz „De Dam“. Ich leiste mir eine Tageskarte für 8 Euro, um später weitere Besichtigungen anschließen zu können.

Am Treffpunkt „De Dam“ finden sich weitere 50 Leute ein. Diese werden in zwei Gruppen eingeteilt und starten zuerst mit einer Kennenlern-Phase, um Taschendieben das Einschleichen zu erschweren. Der junge Stadtführer berichtet viel Interessantes über die Gründung von Amsterdam im Sumpf („am Ufer der Amstel“), den frühen Aufstieg zum mittelalterlichen Handelszentrum für Waren aus Asien (vor allem wertvolle Gewürze), den Beitritt des Landes zur reformierten Kirche – wobei die 20% Katholiken unbehelligt blieben, solange sie niemandem schaden, in der Öffentlichkeit nicht in Erscheinung treten und brav ihre Steuern zahlen.

Diese Haltung, Grauzonen zu tolerieren, zieht sich auch durch spätere Entscheidungen im Sozialbereich: frühe Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen, Akzeptanz eines begrenzten Marihuana-Konsums und allgemein die tolerante Haltung gegenüber selbst verantworteter Lebensweise, wenn sie andere nicht schädigt. Man sieht dies auch daran, dass weder Rad- noch Mopedfahrer einen Helm tragen, dass Mopeds auch auf Radwegen fahren dürfen und vor allem beim abenteuerlichen Personentransport auf dem Fahrrad: Erwachsene Beifahrer sitzen oder stehen auf dem Gepäckträger. Auf einem Lastenfahrrad mit Transportkiste vorne werden bis zu vier (!) Kinder transportiert – ohne Sicherung, manchmal auch stehend.

Die Tour endet am Anne-Frank-Haus mit einem kurzen Abriss zur Geschichte der Niederlande im zweiten Weltkrieg. Da meine Kamerabatterie schon morgens den Dienst verweigert hat, fahre ich zurück zum Hostel zum Aufladen während der Mittagspause. Dann geht’s zurück – Start am Hauptbahnhof. Dort quäle ich einen liebenswert geduldigen Beamten mit der Aufgabe, einen Zug mit Fahrradtransport zurück nach Mannheim zu finden. Dies ist grundsätzlich möglich mit einmal Umsteigen in Osnabrück und kostet 71,90 Euro (mit Bahncard 25).

Gegen Abend nähere ich mich einem privaten Musiktheaterhaus. Im Rahmen eines Tanz-Festivals sehe ich dort die Uraufführung eines griechischen Tanzregisseurs zum Thema „Ionen“. Als Physiker kann ich die zunächst unregelmäßigen Bewegungen, die Zusammenballung zu einem Atom und die anschließenden schwingenden Bewegungen in einem Ionengitter nachvollziehen.


[ vorhergehender Tag] [Übersicht] [nachfolgender Tag]