Liebe Reisefans,
aus Los Alcazares (einem kleinen Badeort südlich von Aicante) kommt heute
schon die nächste Mail.
Die letzte Woche war nun vor allem dem schnellen Vorankommen verschrieben.
Der Konzertabend in Valencia war so ganz anders als die beiden in Barcelona
erlebten: die durchweg jungen und sehr perfekten Solisten des Kammerorchesters
aus Köln waren vor allem auf den Show-Effekt aus. Bekannte oft langweilig
gespielte Barockmusik wurde durch fulminante Tempo- und Lautstärkewechsel
aufgepeppt. Manches verwischt dabei natürlich. Wie dem Programm zu entnehmen
war, spielte das Orchester schon mit Neigel Kennedy zusammen...
Obwohl es an diesem Abend spät geworden ist, starte ich am Morgen - wie
immer, um 10:00 Uhr. Es sieht ein bisschen nach Regen aus... Bei dauerndem
Gegenwind erreiche ich am Abend das 90 km entfernte Denia. Die N 332 versuche ich zu
umgehen, wo immer es geht. Der Lärm und Gestank der Autos geht mir doch
schnell auf die Nerven. Das kostet zusätzlich Zeit..
Denia selbst scheint eine Hochburg deutscher Bauherren zu sein. Selbst ein
deutscher Notar hat sich hier niedergelassen. Der alte Ortskern besitzt jedoch
noch seine ursprüngliche Struktur mit einer breiten Rambla - keine
Appartmentburgen bis zur Strandpromenade.
Die nächste Etappe wird schwieriger als erwartet. Der erste Teil über die
Berge des Cap de Sant Antoni bietet zwar herrliche Ausblicke - kostet aber Zeit. Erst gegen
16:00 Uhr erreiche ich Calpe - von hier sind es noch 60 km bis Alicante.
Es geht weiter über die N332. Hier fahren - zum Glück - keine LKWs mehr.
Die Strecke ist bergig und abwechslungsreich. Ich nutze den Seitenstreifen zum
sicheren Fahren. Nur leider ist er oft voller Glasscherben - dann muss ich
doch auf die Fahrspur wechseln. Vielfach sind Einfädelungen mit Brems- bzw.
Beschleunigungsstreifen ausgeführt - immer eine heikle Überquerung. Da bin
ich froh um jede Ortsdurchfahrt, die abzweigt von der Carretera.
Benidorm ist eine solche Abzweigung. Weithin sichtbar sind die Hochhäuser
(bis zu 30 Stochwerken !!) die hier das Ortsbild prägen. Der alte Ort liegt
allerdings dazwischen idyllisch auf einer Halbinsel.
Erst gegen 20:00 Uhr erreiche ich die Ortsgrenze von Alicante. Es folgen gut
10 km Strandpromenade mit Hotels und Ferienwohnungen. Am Bahnhof kann mir
keiner sagen, wo die JH liegt (sie hat um diese Jahreszeit auch nur 10 Betten
?!). So lande ich doch wieder in einem Hostal mit Blick über die Markthallen.
Heute geht es geruhsamer voran. Die N332 kann ich bei vielen Ortsumgehungen
verlassen und der ehemaligen - noch ausgeschilderten - Straße durch die Orte
folgen. Ein solcher Abzweig ist nun Los Alcazares, der letzte Ort am Meer
vor Cartagena. Da ich dies heute nicht mehr erreichen kann, beschließe ich,
schon um 18:30 Uhr ein Hostal zu suchen. Wie oft, hilft mir der Zufall: Bei
der Suche nach dem Tourist-Info-Büro stolpere ich über ein Hostal, das mich
für 2000 Ptas aufnimmt - wie sich nachher herausstellt, das preisünstigste
am Ort. Hier ist alles noch ziemlich verschlafen. Während gestern in
Alicante mehrere Hotels ausgebucht waren, bin ich hier ziemlich allein.
Viel Grüße
Joachim Heidinger
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