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Der Abreisetag beginnt um 05:30 Uhr mit dem Einpacken, CheckOut und Beladen des Rades. Um 06:30 Uhr bin ich am Bahnhof. Auf Gleis 5 stehen zu meiner Überraschung nicht die erwarteten österreichischen EuroCityWagen nach Frankfurt, sondern zwei slowenische D-Zug-Wagen. Ein aufgeregter Bahnbediensteter erklärt, dass der Zug nur bis Kranj in Slowenien fährt. Dann gibt es Busersatzverkehr bis Jesenice. Erst dort erwarten uns die Wagen nach Frankfurt.
Damit ist die geruhsame Fahrt im durchgehenden Kurswagen für mich vorbei. Ich kann mein Rad - mal wieder - im Einstieg des letzten Wagens unterbringen. Weil ich früh genug bin, bekomme ich wenigstens einen Sitzplatz. Auch die Platzreservierung ist im Ersatzzug nicht gültig. Zuletzt stehen 50% der Fahrgäste in den Gängen, weil die zwei Wagen für den lokalen und internatinalen Andrang nicht ausreichen.
Am Grenzbahnhof Dobova werden dann noch zwei slowenische Wagen hinten angehängt. Das entspannt zwar die Sitzplatzprobleme, bedeutet für mich aber, dass ich das Rad nun in den neuen Schlusswagen bringen muss. Ich fluche laut - auf Englisch... Die Grenzkontrolen in den überfüllten Wagen dauern solange, dass der Zug schon hier mit 20 Minuten Verspätung losfährt.
Eine Station nach Lubljana muss alles wieder ausgeladen werden. Das Gepäck landet auf dem nassen Bahnsteig im Regen - mein Rad hole ich im Spurt aus dem letzten Wagen, dann wird alles aufs Rad verladen. Ich gliedere mich ans Ende der langen Fahrgastschlange ein, lade das Gepäck in eine Bus, in dem Platz zu sein scheint, das Rad horizontal über das Gepäck zu legen. Der Schaffner wünscht aber den Wechsel in einen "leeren" Bus. Dort findet das Rad dann auch gut Platz - mein Gepäck fährt aber jetzt im andern Bus mit.
In Jesenice beginnt das Chaos von neuem. Mein Rad kommt schnell aus meinem Bus. Jetzt finde ich mein Gepäck teilweise schon ausgeladen auf dem Bürgersteig. Zum Glück sind noch alle Teile vorhanden. Ich verlade wieder aufs Rad und eile im Spurt am Bahnhof vorbei zu den zwei(!) bereitstehenden EC-Wagen. Die entnervte österreichische Schaffnerin bedeutet mir, das Rad könne ich hier nicht mitnehmen. Ich insistiere kurz, dass es einen Fahrradwagen gibt. Dann lässt sie mich gewähren.
Inzwischen sind die Gänge der beiden Wagen so mit Gepäck zugestellt, dass niemand mehr einsteigen kann. Erst durch mehrmaliges Bitten gelingt es mir, Rad und Gepäck wenigsten bis in den Einstiegsbereich des Wagens zu bugsieren, damit der Zug starten kann - jetzt mit fast einer Stunde Verspätung.
Allmählich rücken weitere Fahrgäste zusammen und verstauen ihr Gepäck so, dass der Gang wieder frei wird. Sogar ein schmaler Bereich des zuerst vollgestellten Fahrradabteils wird wieder frei geräumt, so dass ich das Rad in den Haken senkrecht einhängen kann. Mein Gepäck staple ich daneben. Mein reservierter Platz ist natürlich längst belegt. Der junge Mann dort steigt aber in Villach schon aus, so dass ich dann nachrücken kann. In der Zwischenzeit - bei der Fahrt über die Karawankenstecke - gönne ich mir ein verspätetes Frühstück im Stehen aus meiner Provianttasche. Das funktioniert erstaunlich gut.
In Villach wartet der Hauptzug aus Klagenfurt tatsächlich auf die verspäteten Kurswagen. Weil hier schon planmäßig eine halbe Stunde Rangierzeit eingeplant ist, die heute abgekürzt werden kann, startet der Zug mit nur noch 25 Minuten Verspätung. Endlich sitze ich auf meinem reservierten Fensterplatz und genieße die Fahrt über die Tauernstrecke. Kurz vor Salzburg mache ich mich auf den Weg zum anderen Zugende. Dort sind die Abteile höchstens mit drei Personen besetzt, eine Entspannung - auch was die schlechte Luft im überfüllten Kurswagen angeht.
Ungewöhnlich schnell sind wir in München - mit nur noch 10 Minuten Verspätung, so dass ein wichtiger Anschluss-ICE nach Dortmund noch erreicht werden kann. Durch Verkürzung der Wendezeit geht die Fahrt nun ohne Verspätung weiter. In Heidelberg nimmt die S-Bahn wie immer mein bepacktes Rad ohne Umladen oder Treppentransport auf - welch eine Erholung. Pünktlich bin ich nun doch am Ende der Reise in Böhl-Igelheim.
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