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Heute Morgen schneit es. Ich genieße ein ausführliches Frühstück in der Selbstkocher-Küche, schreibe den Tagebuchbericht von gestern, schaue nochmal nach den Mails. Kurz vor 10:00 Uhr breche ich auf zum "Mimara". Trotz Regencape werde ich nass - eine unangenehme Fahrt durch die Stadt.
Am Mimara-Museum kette ich das Rad an ein Kellerfenster, lasse das nasse Regencape an der Garderobe und löhne 40 Kn (5,50 Euro) an der Kasse als Eintritt. Es gibt eine ausufernde Sammlung des reichen Herrn Mimara, der 1898 geboren ist und 1987 starb. Er schenkte seine Sammlung dem kroatischen Volk, das daraufhin in einem ehemaligen Schulgebäude ein Museum einrichtete. Die Eröffnung seines Museums erlebt er allerdings nicht mehr. Vom Pharaonenkopf über griechische Figuren, chinesisches und deutsches Porzellan. persische Teppiche, indische Leuchter und Nashornkunst bis zu einer umfangreichen Gemäldesammlung sakraler und romantischer Bilder ist alles vertreten, was das reiche Bürgertum zu Beginn des 20. Jahrhunderts sammelte. Auch eine Porzellanfigur aus Frankenthal ist wieder mal dabei. Zuletzt sah ich eine im Museum in Melbourne und natürlich im Erkenbert-Museum in Frankenthal.
Nur wenige Besucher verirren sich heute in das monumentale Haus. Zu viele Museen konkurrieren um die wenigen Touristen. Außerdem ist im Jesuiten-Museum eine spektakuläre Picasso-Ausstellung eröffnet worden, die vom Pariser Picasso-Museum bestückt wird.
Draußen schneit es dauerhaft. Dennoch wage ich mich um 13:00 Uhr wieder ins Freie. Den Weg zum Markt hätte ich mir sparen können - er schließt sonntags schon um 13:00 Uhr. Daher erkunde ich die mit dem Zentrum konkurrierende Oberstadt rund um die Markuskirche. Zum großen Teil schön renovierte Paläste aus der Habsburger Zeit beherbergen Museen und Regierungseinrichtungen. Die alten Straßennamen sind immer noch in deutscher Sprache an die Häuser gemalt. Die viele Museen schließen sonntags schon um 14:00 Uhr - also ist kein Besuch mehr möglich. Selbst die Kirchen sind sonntags nach den Messen geschlossen.
Vom Berg hinab radle ich zum Bahnhof. Dort erkundige ich mich nach einer Fahrkarte nach Rijeka. Sie kostet nur 111 Kn - auch eine Fahrt nach Split würde nur 111 Kn kosten. Das Fahrrad kostet nochmal 30 Kn - zahlbar beim Schaffner. Ich erwerbe eine Fahrkarte für die fünfstündige Bahnfahrt zur Adria für morgen - in der Hoffnung, das es wenigstens am Meer nicht schneit, sondern nur regnet.
Auf dem Rückweg zum Hostel bemerke ich, dass inzwischen meine Schuhe auch innen nass sind - das gibt kalte Füße. Im Hostel wird zuerst ein warmes Mittagessen gekocht (Kartoffeln, gedünstete Zwiebeln mit Schinkenspeck), dann ist Zeit zum Mailen und Tagebuch schreiben.
Inzwischen heizt die Zentralheizung mein Zimmerchen wohlig auf. Das lässt die Minusgrade draußen vergessen.
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