[ vorhergehender Tag] [Übersicht] [nachfolgender Tag]


5. Tag: Udine - Trieste (80 km)
Di, 07.04.2009


Das Hotelfrühstück ist für italienische Verhältnisse beachtlich: Müsli, Brot, Teilchen, Marmelade, Schinken, Käse, Kaffee, Saft, Joghurt. Ich schlage kräftig zu, da ich gestern Abend keine Lust mehr auf ein Abendessen hatte.

Aus der Stadt finde ich schnell heraus. Die SS 56 nach Gorizia und Trieste ist extrem stark befahren. Nach 10 km habe ich die Nase so voll, dass ich auf eine Nebenstraße über Manzano, Cormons, Mossa nach Gorizia ausweiche. Hier überrascht mich gleich zu Beginn eine 5 km lange Umleitung. Es geht durch fruchtbare Frühlingsfelder, zum Teil schon durch Weinbaugebiete, zuletzt auf einer nur einspurigen Ortsverbindungsstraße.

Gorizia liegt direkt am Ufer des Isonzo, der jetzt türkis grün strahlt vom Schmelzwasser aus den Bergen. Die Stadt hat eine deutlich österreichische Tradition, die vielfach noch heute betont wird. Außerdem sind alle Straßenschilder auch slowenisch beschriftet, da jenseits des Burghügels der slowenische Teil der Stadt beginnt. Vor einer kleinen Kirche aus dem Mittelalter mache ich Mittagspause. Um 13:30 Uhr geht es weiter auf der landschaftlich schönen SS 56.

Dass diese Straße dreimal hoch und runter führt ist der Karte nicht zu entnehmen. Die vielbefahrene Küstenstraße von Monfalcone nach Trieste führt mich bis nach Sistiana (wunderschöner Campingplatz direkt am Klippenweg). Von hier führt die direkt in den Berg gehauene Küstenstraße langsam fallend nach Trieste. Sobald die Straße die Meereshöhe erreicht hat, sehe ich das Hinweissymbol zur Jugendherberge. Es ist eine alte Villa direkt am Meer, Zimmern mit Meerblick, 5 km vor Trieste im Ortsteil Grignano. Spontan beschließe ich, hier zwei Tage zu bleiben, auch weil ein Bett mit Frühstück nur 16 Euro kostet. Morgen kann ich die kurze slowenische Küste in einer Tagestour erkunden.

Die abendliche Ausfahrt führt ins lebendige Trieste. Kaum eine italienische Stadt besitzt so viele schön restaurierte Palazzi. Im Abendlicht leuchtet das alte Hafenbecken, das sich tief in die Innenstadt hineinzieht. Ein Ostermarkt belebt zusätzlich die Szenerie. In einem Coop besorge ich erstmals italienischen Proviant, auch eine Flasche Wein. Ein kurzer Anruf zu Hause bestätigt, dass daheim das Wetter genauso warm ist wie hier: strahlende Sonne bei 24 Grad.

Bei meiner Rückkehr zur Jugendherberge sehe ich mit freudiger Überraschung ein gemäß Tillmann Waldthaler ausgestattetes Touring-Bike mit 26er Mountainbike-Bereifung und Rohloff-Nabe. Humphrey aus Oxfordshire fährt darauf neun Monate in die Freiheit nach seinem Studium der Theologie und der Wirtschaftswissenschaften. Von London nach China will er in neun Monaten radeln, einen Monat ist er bereits unterwegs. Wir fachsimpeln lange beim Abendessen. Auch er will morgen einen Pausentag einlegen, dann eventuell mit der Bahn nach Ljubljana, der slowenischen Hauptstadt.


[ vorhergehender Tag] [Übersicht] [nachfolgender Tag]