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8. Tag: Freitag, 4.10.2002
Roccella - Gerace (34 km)


Die heutige Etappe ist nur kurz, dafür aber zwei bedeutsamem Besichtigungen gewidmet.

Mit der neuen Kette ist es wieder angenehm, kraftvoll in die Pedale zu treten. Nur den vierten Gang muss ich auslassen. In wenig mehr als einer Stunde ist Locri erreicht - fast durchweg durch besiedelte, touristisch erschlossene Umgebung.- Das Meer strahlt, die Karstberge leuchten weiß, so könnte es endlos weitergehen...

In Locri Epizefiri wird aber gerade eine römische Stadt für damals mehr als 30.000 Bewohner ausgegraben. Bis auf die Grundmauern eines Tempels und einiger Speicherhäuser am ehemaligen Hafen sieht man aber nicht viel. Zudem wird gerade die Lancia - Veteranen - Tour durchs Museum geschleust, Liebhaber eher alter Autos als alter Steine. Das ebenfalls ausgegrabene griechische Theater sei aber geschlossen. Auch mit nachdrücklichem Fragen lässt sich niemand bewegen, es zu öffnen. Ich fahre dennoch die etwa 2 km dorthin (entlang der fiktiven ehemaligen Stadtmauer), lasse mein Fahrrad am verschlossenen Tor stehen und umrunde das Gelände. Natürlich ist an einer Stelle ein bequemes Loch zum Durchsteigen des Zauns vorbereitet. Wieder hat man einen fantastischen Blick über Olivenhaine zum Meer. Diesmal fehlen die einrahmenden Felsnasen. Dafür ist die Akustik so gut, dass jedes Türenschlagen bei den Landwirten im Umkreis bis zur obersten Sitzreihe perfekt übertragen wird -eine heute noch beeindruckende Anlage, obwohl auch hier nur die Grundmauern geblieben sind.

Den Nachmittag möchte ich 500 m höher in Gerace verbringen, der Bergstadt, die die Einwohner nach ständigen Angriffen der Sarazenen errichtet haben. Für ihren Dom auf dem Berg haben sie gleich die Säulen des Tempels mitgenommen. Der Aufsteig ist lang, lässt sich aber - dank der neuen Kette - teilweise im ersten Gang treten. Unterwegs genieße ich die Mittagspause im Schatten eines Olivenbaumes, im Blick das Meer mit der Burg von Roccella, wo ich heute Morgen aufgebrochen bin. Oben genieße ich die wunderbare Aussicht auf das nur 8 km entfernte Meer, aber auch auf die steilen Berghänge zu allen Seiten. Weiter bergwärts beginnt der Natinalpark "Aspromonte". In der Touristeninformation am Ortseingang frage ich nach einem preiswerten Zimmer. Neben dem (teuren) Luxushotel "Casa die Gianna" gibt es einen Tabakladenbesitzer, der eine Ferienwohnung vermietet. Mit dieser Information betrete ich die Stadt durch die "Porta del Sole" und frage nach dem Namen in der Bar am "Piazza el Tocco". Ich solle noch ein wenig warten, dann öffnet der Laden gegenüber. Tatsächlich wird mir nach etwa einstündigem Warten der Schüssel für eine Vier-Personen-Ferienwohnung überlassen - typisch italienisch in die Altstadt integriert - aber in der Ausstattung wesentlich besser als vor zwei Jahren in Sizilien. Nach einigem Handeln komme ich hier für 20 Euro zum Zug...

Der Abendspaziergang führt mich noch ans westliche Stadtende wo sich die Ruinen einer riesigen Normannenburg anschließen. Sie bleibt jedoch der Natur überlassen und zerfällt.


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