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Mit dem Träumen ist das so eine Sache - wenn man kaum schläft. Ohne Luftmatratze, nur mit Isomatte und Schlafsack liege ich sehr hart. Dauerndes Drehen ist die Folge. Gegen Morgen wird es empfindlich kalt.
Dafür versöhnt die aufgehende Sonne über dem Meer zum Frühstück. Gegen 9:30 Uhr ist alles wieder verstaut. Mein heutiges Tagesziel ist Locri (81 km).
Schon zu Beginn merke ich, dass das Kettenfett von gestern dazu führt, dass die ausgeleierte Kette aus den ausgeaperten Zähnen des vorderen Zahnrades steigt. Nur bei sehr geringer Belastung hält der Antrieb. Gleich zu Beginn jedoch steigt die stark befahrene SS 106 als Umgehung von Punta di Staletti stark an - zum Teil im Tunnel. Ich drohe fast zu ersticken und hoffe, dass die an mir vorbeiziehenden LKW rechtzeitig ausweichen. Insgesamt ist die Straße so schmal, dass zwei LKWs sich gerade so begegnen können, dann aber einem Radfahrer kaum mehr ausweichen können ! Das erinnert an Argentinien nur dass der Verkehr wesentlich dichter ist. Die alte Straße ist im Bereich des Kaps weitgehend von Steinschlag verschüttet. So kann ich erst in der folgenden Ebene auf die alte Straße nach Soverato ausweichen. Soverato ist ein gepflegter Ferienort, in dem sich auch in dieser Jahreszeit noch deutsche Pauschaltouristen tummeln. Ein Pulk von vier deutschen Wohnmobilen parkt direkt an der verlassenen Strandpromenade.
Der weitere Weg ist gleichförmig aber nicht eintönig. Bei sehr gleichmäßigem Treten gleite ich durch die Küstenlandschaft zwischen Meer und Karsthügeln. Oliven- und Weinhänge wechseln mit kalabresischen Dörfern., die in letzter Zeit sichtlich hinsichtlich der touristischen Infrastruktur erweitert wurden.
In Monasterace bewundere ich die Grundmauern eines römischen Tempels direkt am Meer. Kurz darauf lege ich auf der völlig verlassenen Strandpromenade nochmals eine Pause ein.
Bis gegen 17:00 Uhr erreiche ich Roccella, das mich von weitem mit den Ruinen eines mittelalterlichen Kastells begrüßt. An der Hauptstraße finde ich das preiswerte Hotel "Miramare" (21 Euro mit Privatbad). Wenige hundert Meter weiter entdecke ich den örtlichen Fahrradhändler. Er ist gleichzeitig damit beschäftigt, den HP-Drucker seines PC zum Laufen zu bringen, ein Moped zu verkaufen, einem Jugendlichen einen Motorroller schmackhaft zu machen und mir die Kette zu wechseln (6.50 Euro). Danach rutscht vorne das Zahnrad nicht mehr, dafür springen hinten einige besonders ausgelutschte Zahnkränze...
Ich genieße noch eine Ortsrundfahrt und koche dann mein gewohntes Abendessen, diesmal mit einem Paar "Wurstel".
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