[ vorhergehender Tag] [Übersicht] [nachfolgender Tag]


19. Tag: Pattrick's Point State Park - Eureka
So, 10.08.2003


Es war sternenklar und kalt in der Nacht. Das Zelt ist von Tau und Kondenswasser außen und innen nass. Das motiviert nicht gerade zum Aufstehen. Trotzdem beginnt das tägliche Ritual um 7:30 Uhr: Anziehen, Gepäck einräumen, Tee kochen, Zelt abbauen, Frühstücken. Um 9:30 frage ich beim Ausgang, ob es einen Campingplatz-Gottesdienst gibt. Zu meiner Überraschung bejaht die Dame an der Rezeption dies - am "Campfire". Dort ist eine große Arena mit Holzbänken eingerichtet - aber niemand da. Ich wandere noch den "Rim Trail" entlang - bis gegen 10:00 Uhr. Dann begrüßt mich eine ältere Dame: Chaplain Bobby Fish.Zuerst spielt sie eine CD mit christlichen Liedern - gegen 10:30 beginnt der Gottesdienst. Mit Aktivierungsliedern, selbst formulierten Gebeten und einer merkwürdigen Predigt, in der physikalische Zusammenhänge als "Wunder" deklariert werden. Eine Assistentin - ebenfalls alternde Lehrerin - führt eine naive Kindergeschichte vor und ein - noch naiveres - chemisches Farbexperiment, das ein beflecktes Stoffherz wieder entfärbt. Das Schlusslied fällt dem Text-Blackout der Assistentin zum Opfer - ein Wort aus der Bibel, kein Vaterunser...

Um 11:30 Uhr bin ich endlich unterwegs - mit meiner defekten Schaltung. Die Gänge muss ich nach Gefühl schalten. Nicht immer bleiben sie stabil - die Rückholfeder am Kettenhebel zieht zu stark. In Trinidad kaufe ich noch eine Packung Wurst "Bologna". Dann finde ich auf der hügeligen Nebenstraße ein nettes Plätzchen für Picknick und Mittagsschlaf.

Die Küste ist hier zwar felsig aber weit weniger spektakulär als in Oregon. Viel öfter überwiegen weite, ungenutzte Strände. Das Hinterland ist trotz dauerhaft ausbleibendem Regen erstaunlich grün. In den kleinen Bächen fließt immer noch Wasser zum Meer.

Eine kurze Etappe der hier als Freeway (= Autobahn) ausgebauten 101 führt an der Humboldt Bay entlang. Ein Kunststück ist es für mich als Radfahrer, jeweils die Brems- und Beschleunigungsstreifen der Autobahn zu überwinden, da dort der Seitenstreifen unterbrochen ist.

Eine sehr ländliche Strecke führt zuletzt abseits der 101 nach Eureka. Zum Teil wird die Trasse und Flussbrücke einer stillgelegten Bahnstrecke genutzt.

Schon am Eingang von Eureka (4 Meilen zum Zentrum) liegt der KOA-Campingplatz. Zum Glück komme ich gleichzeitig mit einem jungen Kanadier an, so dass wir uns einen Hiker Biker Platz für 18$ teilen können. Den Abend verbringe ich in Eureka, einer erstaunlich schönen Stadt mit vielen gut erhaltenen Häusern aus dem 19 Jahrhundert und einer sehr schönen Uferpromenade am Zugang zur Humboldt Bay. Dort sitze ich jetzt in der Abendsonne und schreibe den Tagesbericht.

Krönender Abschluss ist ein Festessen im China Restaurant - so viel ich will aus 80 (!) Angeboten für 10$. Da kann ich nicht wiederstehen...


[ vorhergehender Tag] [Übersicht] [nachfolgender Tag]